![]() |
![]() |
||
![]() |
|||
![]() |
|||
![]() |
![]() |
Sommer 2012: vier Wochen auf Island mit praktisch endlosen Tagen so kurz nach der Sommersonnenwende. |
![]() |
![]() |
in Reykjavik um 3 Uhr mit Tageslicht. Gerade sind die Leute dabei die “Runtur”, so nennt man hier die Freitagnacht Party, zu beenden und die Strassen sind voller Menschen. 7 Uhr ein kleines Nickerchen in wärmender Sonne auf der Parkbank und dann auf dem Zeltplatz einchecken. Die fällige Dusche wird zur Bewährungsprobe: Das “Abfallwasser” eines Geothermalfeldes wird in Reykjavik genutzt. Sehr heiß, nur heftig nach Schwefel riechend. Essen kochen kann man damit nicht, und selbst Zähneputzen tut man lieber mit kaltem Wasser. Der Tag in Reykjavik geht mit einer Stadtbesichtigung weiter, ich schaffe das kleine Zentrum bei bestem Wetter in einem halben Tag. Nur der Wind, das merkt man schnell, weht kräftig, drückt die gefühlte Temperatur nach unten und trocknet einen auf die Dauer förmlich aus. Erste Pläne entstehen, vor allem den Transport betreffend. Busse sind ziemlich teuer, Auto mieten fast unerschwinglich (Kleinwagen ab 100 €, Kombi 180 €, Allrad 160 € bis 280 € pro Tag). Des Busfahrens so wie so überdrüssig fällt die Entscheidung zugunsten mehr Abenteuer: Trampen. Am Sonntag probiere ich das aus und komme locker ins 50 km entfernte Pengvellir. Da sieht man sehr deutlich wie die tektonischen Platten von Nordamerika und Europa auseinander driften und Island praktisch zerreißen - in geologischer Höchstgeschwindigkeit von 2 cm pro Jahr. Klingt wenig, ist es aber nicht. Das weite Tal sieht wirklich aus als würde was auseinanderbrechen. Die tiefen Spalten im Fels sind mit Wasser gefüllt: ein weltweit bekannter Top Tauchspot, mit Sichtweiten von 100 m (!). Bei eiskalten 8°C Wassertemperatur ist ein Abtauchen allerdings nur in Trockenanzügen möglich. Der Zeltplatz gleich nebenan wird zu meinem nächsten Schlafplatz. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Montag Morgen stehe ich trotz wenig Verkehr nur kurz an der Strasse, dann nimmt mich ein Deutscher zum nächsten Tagesziel nach Geysir mit. Überraschend: der Begriff “Geysir” stammt aus Island, und das erste, leider in den 1950gern eingeschlafene, heißes Wasser spuckende Loch hieß einfach Geysir. Nun, gleich nebenan schafft sein Kollege, der Geysir Strokkur, zuverlässig alle zehn Minuten eine immerhin 30 m hohe Fontäne. Geysir schaffte 80 m! Das ganze Areal blubbert und dampft vor sich hin, kleine Bäche haben 50°C Wassertemperatur und es ist aufregend zu erleben wenn der immer wieder überraschende Ausbruch die Stille zerreißt. Nachmittag schaffe ich per Anhalter einen Ausflug zum Gullfoss (Gull=Gold, Foss=Wasserfall). Gigantische Wassermassen ergießen sich donnernd über zwei Stufen in eine enge Schlucht. Das Wetter zeigt sich leider bedeckt und kühl, was den für Camper freien Eintritt in den nahen Hot Pot des Geysir Hotels noch attraktiver macht. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Dienstag früh klemmt die Säge beim Transport. Nach schnellen ersten Kilometern dauert es bei wenig Verkehr zwei Stunden bis mich eine Familie aus der Gegend aufsammelt. Dafür kann ich dann gleich die 60 km bis Selfoss sitzen bleiben. Dort Proviant für die nächsten Tage kaufen, man lernt schnell das Supermärkte selten sind und sich gleich wieder an die Strasse stellen. Kurz vor Hella eine Kreuzung im Niemandsland: Einheimische hatten mir erzählt das man auf der Strasse 26 leichter als anderswo ins Hochland kommt. Mit viel Glück nimmt mich ein isländisches Paar mit, beide um die 65, englisch sprechend und auf Urlaub mit dem Wohnanhänger. Wir halten unterwegs am Grab ihres Vaters und werden von ihrer Familie die wir zufällig treffen zum Kaffee eingeladen, ich inklusive. Mit einem weiteren Jeep, der mich die letzten 18 km vor einem heftigen Regenguss bewahrt, komme ich nach Landmannalaugar, mitten in der Bergwelt von Island. Der Plan war, da zu bleiben und wieder heraus zu trampen, doch der Ort gefällt mir nicht. Tags darauf beginne ich die Wanderung nach Porsmörk, respektive zur Küste nach Skogar. Ungeplant, weil schwierig als Anhalter, laufe ich so mit meiner GESAMTEN Ausrüstung los, was sich inklusive Proviant auf wenigstens 25 kg summiert. Doch das bremst mich nur unwesentlich und ich schaffe die 80 km mit über 2.000 Höhenmetern in drei Tagen. Die Landschaft hatte sich bereits vor Landmannalaugar dramatisch verändert. Vulkane prägen das Bild, erstarrte Lavaströme sind allgegenwärtig und riesige Gegenden sind einfach nur unfruchtbar und öde, sprich bestehen nur aus Dreck, Steinen und Felsen. Farbig zum Beispiel sind die Berge rund um Landmannalaugar. Ryolith (langsam abkühlende Lava) bringt rot, orange und gelb ins Spiel. Das kann ich bereits am Abend vor dem Wanderstart bestaunen. Vulkanisch aktiv ist die Gegend noch immer, und gleich neben dem Zeltplatz kann man in einem kleinen natürlichen See bei mehr als 30°C Wassertemperatur entspannen. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Mittwoch der Start in Landmannalaugar und gleich über ein 500 Jahre altes Lavafeld steil bergauf. Was dann kommt ist neu für mich und ich staune Bauklötzer. Die Landschaft ist absolut fantastisch. Es ist schwer zu beschreiben und genau so schwer mit nur wenigen Fotos wiederzugeben. Es zischt, brodelt und dampft überall. Trotz kühler 12°C hat der Boden teils 30°C. Aber da sind auch immer wieder Schneefelder, trotz Juli und nur 500 m Höhe. Alles ist irgendwie farbig, auch wenn Vegetation nur punktuell existiert. Zur Mittagszeit die Ankunft an der Hütte Hrafntinnusker - das ist kein Schreibfehler. Danach verändert sich die Landschaft erneut komplett. Schwarze Lavafelder wechseln sich mit Schneefeldern ab. Letztere sind weich und erschweren das Laufen. Zwischen drin kleine Oasen mit grünem Moos und heißen Quellen. Als ich dann den Grat Jökultungur überquere öffnet sich ein riesiges, von Gletschern eingerahmtes, grünes Tal. Ein wahrlich genialer Ausblick. Mein Zelt schlage ich am See Alftavatn auf. Obwohl gestern sehr viele Leute in Landmannalaugar unterwegs waren, begegneten mir heute nur etwa zwanzig Wanderer und etwa so viele zelten hier. Trotz aller Werbung als schönste Wanderung Islands ist der Trek also nicht überlaufen |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Tags darauf bleibt es nicht lange grün und der Weg führt stundenlang durch eine Lavawüste. Ein Dank an Petrus: es regnet nicht - was derart schutzlos echt mies wäre, es ist windstill - ansonsten würde man sandgestrahlt, nette Wolken verdecken teils die Sonne - sonst würde man gegrillt. Nach der Hütte Emstrur wechselt die Landschaft erneut und in einem stetigem auf und ab durch Schluchten und Flüsse, meist ohne Brücke, knietief und eiskalt, erreiche ich erschöpft Porsmörk. Dort heute nur noch das Zelt neben einem schicken Hostel aufschlagen und zur Entspannung die hauseigene Sauna nutzen |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Diese Wanderung, Laugavegur genannt, war ein geniales Highlight, und das gleich in den ersten Tagen hier. Ich brauche jetzt körperlich gesehen eine Pause, denn diese Strecke mit dem Tempo, das schafft. Vik bietet sich gut an. Netter Zeltplatz, billige Waschmaschine, Supermarkt und sehr schöne Gegend. Samstag traumhaftes Wetter, die Sonne scheint und es ist windstill, die ersten Leute liegen im Gras und nehmen ein Sonnenbad. Ich lasse mir mit allem Zeit, nur am Nachmittag eine kleine Tour. Direkt vor der Küste stehen Lavatürme im Wasser, laut Sage versteinerte Trolle. Gleich nebenan ein hohes Plateau, auf dem es heftig windet, dafür gibt es eine schöne Sicht auf Dyrholaey, im Steilufer Möwen und Papageitaucher und auf der anderen Seite eine Basalthöhle. Um das windige Plateau zu vermeiden greift die blöde Idee am Steilufer nach Vik zurückzukehren. Was mit ein paar Felsen leicht beginnt, entwickelt sich zur Klettertour über teils 20 m hohe Kliffs am Meer entlang. Dafür sehe ich die unberührte Pflanzen- und Tierwelt ganz nah. Es war anstrengend und viel gefährlicher als gedacht, aber etwas Adrenalin im Blut tut gut. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Sonntag. Trampen. 9 Uhr ist nichts los auf der Strasse. Ein Auto kommt aus der ANDEREN Richtung, wendet und hält. Ein Paar aus den USA, beide um die 30, aus Montana. Er hatte seine Sonnenbrille an der Tankstelle vergessen und sie nahmen das als Zeichen mich beim zweiten vorbei fahren mitzunehmen :-). Wir haben einen tollen Tag mit herrlichem Wetter und 30°C, halten für Fotos und kurze Wanderungen. Ungefähr 100 km östlich von Vik beginnen die Sander, ein in Island geprägter geologischer Ausdruck. Durch sogenannte Jökulhlaup, ein Vulkanausbruch unter dem Gletscher bei dem Eis schmilzt - bei genug Wasserdruck hebt es dann den Gletscher und verursacht eine Sturzflut mit Dreck und Geröll, ist ein riesiges, lebloses Gebiet entstanden. Das kann im nächstes Jahr wieder überschwemmt werden. Die Ringstrasse wurde hier erst 1974 vollendet und 1996 durch einen Jökulhlaup mit 50.000 m³/s Wasser in Teilen wieder zerstört. In der Ferne sind bereits die Gletscher des Vatnajökull zu sehen, eine der mit 900 km² größten Eishauben außerhalb der Antarktis. Wir zelten dann in Skaftafell gleich neben den Gletschern. Mir gelingt heute noch eine Wanderung auf einen nahen Hügel für den Blick auf den düsteren Svartifoss und ausgedehnte Sander. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Tags darauf schafft das Wetter die komplette Wende. Niesel, Schauer, dazwischen trockene Abschnitte. Ich gönne mir eine Ruhepause, abgesehen von einem kleinen Spaziergang am Abend. Dafür am Dienstag das volle Programm! Typischer Lutz-Tag: 3 Uhr aufstehen, es ist ja schon hell, und hinauf auf den Kristinartindar, 1.125 m hoch. Der Himmel wolkenlos, die Temperatur bei 6°C. 6 Uhr stehe ich auf dem Gipfel, genieße tolle Ausblicke auf die nahen Gletscher und frühstücke. Erste Wanderer sind erst zwei Stunden später zu sehen und meine Bekannten aus den USA stehen gerade auf als ich wieder am Zelt bin. Noch mal frühstücken, packen und weiter. Die 70 km bis Jökulsarlon nehmen mich zwei Polen mit. Jökulsarlon ist ein weiterer Höhepunkt von Island. Ein schrumpfender Gletscher hat eine riesige Lagune zurückgelassen. Auf der treiben abgebrochene Eisblöcke, teils in Hausgröße herum bis sie schmelzen, was Monate dauern kann, oder ins Meer gespült werden. Wunderschön anzusehen und bei Sonnenschein mit allen möglichen und unmöglichen Blautönen. Darüber wird Nachmittag, an dem ich noch mit einem alten deutschen Wohnmobil bis Höfn komme. Zwei Dinge zu Höfn: Seit Tagen mal wieder ein Supermarkt und am nächsten Morgen ein unerwartet schöner Spaziergang. Nirgends steht geschrieben welch tollen Blick man vom Strand in Höfn hat. Die Lagune vor der Stadt liegt an diesem Mittwoch Morgen bei Windstille wie ein Spiegel da. Dahinter erheben sich in der Ferne die Berge, von denen sich nicht weniger als VIER Gletscher bis an Meer schieben. Was für ein Anblick, hier könnte ich ewig sitzen und staunen |
|
|
|
![]() |
![]() |
Der Tag geht genau so gut weiter. Nachdem ich an der Strasse etwas warten musste, halten zwei Belgier. Dem Angebot mich mitzunehmen folgt die Vorwarnung das sie des Öfteren für Fotos halten, was könnte mir besseres passieren. Wir fahren an der Küste entlang und schießen bei toller Fernsicht und eindrucksvoller Landschaft wirklich viele Fotos. In Djupivogur ein Picknick und dann landeinwärts, wobei uns der Allradantrieb vom Auto auch auf einer schlechten Piste über einen kleinen Pass bringt. In Egilstadir fragen die beiden ob ich zu einem Abstecher in den Mjoifjördur, einer der wenigen Ostfjorde, mitkommen will. Gerne! Erneut eine abenteuerliche Fahrt über wüste Schotterstrassen die sich lohnt. Schon der erste Eindruck vom Fjord nach dem Pass beeindruckt. Abgesehen von unzähligen kleinen Wasserfällen und endlosen Kaskaden finde ich auch meinen schönsten Wasserfall Islands: den Klifbrekkufossar. Durch die bereits tief stehenden Sonne schwer zu fotografieren, stürzt das Wasser in malerischer Umgebung über Stufen mit mehreren Richtungswechseln in die Tiefe. Neben Schafen und Austernfängern sehen wir nur wenige Touristen, das nennt sich Abgeschiedenheit. Spät schlage ich das Zelt in Egilstadir auf, keine besondere Ortschaft. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Donnerstag. Mein Anhalterglück hält und ein Pole nimmt mich 70 km mit. Die Landschaft verliert bald jeglichen Bewuchs, alles ist graubraun und leblos. Angesichts der riesigen unnutzbaren Flächen in Island, und nicht nur da, die gibt es weltweit, sollten wir uns in Mitteleuropa bewusst sein das nahrhafter Boden nicht selbstverständlich ist und darum respektvoll mit ihm umgehen. Island war mal zu 30% mit Wald bedeckt (nicht vergleichbar mit unserem; hiesiger Witz: was tun, wenn man sich hier im Wald verläuft? Aufstehen.), doch Bau- und Brennstoffbedarf reduzierten das. Die nachfolgenden Wiesen wurden durch Schafe bis auf die Wurzeln runtergefressen, worauf Wind und Wasser keine Mühe hatten die dünne Humusschicht abzutragen. Westlich von Egilstadir existierte im 19. Jahrhundert eine 230 km² große Farm, die aufgegeben wurde und heute praktisch Wüste ist. Das sagt alles. Der Pole setzt mich schließlich irgendwo im Niemandsland ab, doch wer hält keine 10 Minuten später? Die zwei Belgier von gestern. Ihr Hotel lag ein Stück nördlich von Egilsstadir. Sie sind ehrlich erstaunt und erfreut wie weit ich schon wieder gekommen bin. Gemeinsam fahren wir zum See Myvatn, der sich schon von weitem farbintensiv und prächtig ankündigt. Ich campiere in Reykjahlid, wunderschön am Ufer des Sees gelegen. Die hier sonst häufig anzutreffenden Mücken (My= Mücke, Vatn = See) sind dank Trockenheit und Wind gnädig. Ich sehe nur die Kleinen, die zwar nicht stechen, dich aber umschwärmen und auf der Suche nach CO² am liebsten in Mund, Nase, Ohren oder Augen, das ist besonders böse und gemein, landen wollen. |
|
|
|
![]() |
![]() |
Donnerstag Nachmittag nutze ich das tolle Wetter und mache eine kleine Rundwanderung an der Ostseite des Sees. Auf dem Weg zuerst die Grjotagia Spalte, ein Bruch in der Lavakruste mit einer Art Höhle, gefüllt mit 50°C heißem Wasser. Danach der Vulkankegel des Hverfell, 300 m hoch, 400 m Durchmesser und nur aus lockerem Lavagestein bestehend. Zum Abschluss das Lavafeld Dimmuborgir, wo die dicke Lavaschicht seit Jahrhunderten erodiert und nun alle Formen annimmt: Bögen, Türme und mit etwas Phantasie: Tiere und Menschengestalten. Nicht umsonst ein Gebiet der Trolle... |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Dann wird es außerirdisch. An den Solfatarenfeldern, Erklärung auf Wikipedia, von Leirhnjukur hat man wirklich das Gefühl auf einem anderen Planeten zu sein. Austretende Schwefelgase prägen die Gegend farblich und haben einen eigenen Mikrokosmos geschaffen, in dem normale Pflanzen und Organismen nicht überleben können. Es dampft, zischt und man wird gewarnt auf dem Weg zu bleiben. Es besteht die Gefahr einzubrechen und dabei mit heißem und säurehaltigem Dampf gegart zu werden. Nebenbei regiert hier vor allem die Farbe schwarz. Lavaströme verschiedenen Alters sind anhand ihrer Färbung gut zu erkennen und überziehen die ganze Gegend. Von da mein Weg zurück in Richtung See. An einem kleinen Pass, Namaskard, ein Rundgang auf dem Berggrat. Weitere Solfatarenfeldern und der Blick auf Namafjall Hverir, wo es ähnlich “bunt” zugeht wie bei Leirhnjukur. |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
||||
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
die Solfatarenfelder von Namafjall Hverir und Leirhnjukur, wie von einem anderen Planeten |
![]() |
![]() |
Nach der Mittagspause am See fahre ich an dessen Ostufer vorbei an Dimmuborgir. Bei Höfdi, kaum zu glauben, laufe ich durch Birkenwald, wenn die Bäume auch selten höher als drei Meter sind. Der See ist hier mit außergewöhnlich geformten Felsen und kleinsten Inseln übersät, Reste alter Vulkanausbrüche. Mit letztem Ehrgeiz, der Wind hat mir selten unter die Arme gegriffen und weht nun manchmal heftig von vorn, ein Besuch der Pseudokrater von Skutustadagigar. Vulkane schafften diese Krater nicht direkt, sondern sie sind das Ergebnis heftiger Wasserdampfexplosionen, als heiße Lava in den See floss. Den besten Blick darauf hätte man aus luftiger Höhe. Alles in allem war das ein toller Tag am See Myvatn, der von mir Höchstnoten bekommt. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Samstag zeigt sich der Tag vorerst grau und trüb. Mit dem Wind liegt die gefühlte Temperatur unter 10°C. Wenig los auf der Strasse, doch nach einer Stunde hält ein Franzose mit Wohnmobil und vier Kindern (7 - 19), der für die Europäische Union in Afrika arbeitet. Eine gute Voraussetzung für interessante Gespräche. Unterwegs halten wir am Godafoss, göttlicher Wasserfall, der sich auch bei dem Wetter eindrucksvoll präsentiert. Nach 70 km sind wir in Akureyri, der Quasi-Hauptstadt des Nordens. Mit ihren 17.500 Einwohner recht hübsch und gemütlich. Die Sonne kommt raus und ich spaziere durch Hafen und botanischen Garten. Am Abend ist in Akureyri wenig los, klar - bei der Größe. Bin ja nicht zum Feiern hier. Nach Mitternacht entflammt sich der Himmel intensiv über mehr als eine Stunde. Schwer zu sagen wo da Sonnenuntergang aufhört und Sonnenaufgang beginnt. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Sonntag weiter. Ich trampe nach Norden, am Eyjafjördur entlang bis Dalvik. Einer Empfehlung folgend trampe ich nachmittags nach Olafsfjördur, wobei das letzte Stück durch einen Tunnel führt. Isländische Tunnel: meist eng und dunkel. Der ADAC würde bei einem Test Panik bekommen. Trotz 3,5 km Länge existiert nur eine grob in den Fels gehauene Spur, mit Ausweichbucht alle 100 m. Verrückt. Von Olafsfjördur laufe ich auf der alten Strasse um das felsige Kap zurück. Montag der eigentliche Grund für Dalvik: Walbeobachtung. Husavik weiter östlich steht touristisch an erster Stelle, hier in Dalvik ist alles weniger kommerziell und viel entspannter. Nur ein Schiff fährt raus, ein alter Holzkutter, die Draumur. Wir sind heute 20 Leute, bei Vollbesetzung mit 40 wäre es ganz schön eng. Den ersten Wal sehen wir nach einer Viertelstunde, weitere drei teils mehrfach in der nächste Stunde Sehr schön, vor allem weil wir manchmal bis auf 20 m herankommen. Auf der Rückfahrt verteilt der Kapitän Angelruten und in 10 Minuten fangen wir sagenhafte 15 Fische, Schellfisch und Kabeljau, zwischen 50 und 70 cm groß. Unglaublich. Die Fische werden gleich an Bord filetiert und die Überreste den Möwen überlassen, die sich heftig darum “prügeln”. Im Hafen wird der Grill angeheizt und wir können unsere Beute gleich noch genießen. Absolut lecker, noch frischer kann man ihn wohl kaum bekommen |
|
|
|
![]() |
![]() |
Wir sind 12 Uhr von der Waltour zurück und ich fackle nicht lange. Zum Zeltplatz, packen und sich bei tollem Sonnenschein an die Strasse stellen. Schnell sind die 40 km bis kurz vor Akureyri geschafft, wo die Ringstrasse 1 nach Westen führt. Da warte ich keine 10 Minuten, dann halten zwei Deutsche und eine Französin, die gerade von einem Heavy Metall Festival aus den Ostfjorden kommen und mich 250 km bis Stadarskali bringen. So bin ich schneller als gedacht am Eingang zu den Westfjorden. Auf einem kleinen ruhigen Zeltplatz übernachten und sich am Dienstag Morgen gleich wieder an die Strasse stellen. Auch heute klappt es als Anhalter. Erst ein belgisches Paar in den Flitterwochen, später ein deutscher Profifotograf mit Freundin, die mit mir manch Fotostopp an Kirchen einlegen. Im Laufe des Tages ebbt der Verkehr praktisch komplett ab, die wenigen Häuser liegen weit auseinander und mittendrin wird der Unterschied zwischen Luftlinie und zu fahrenden Kilometern immer größer, weil wir fast jeden Fjord komplett umfahren müssen. Das gefällt mir, denn die Landschaft lädt zum Staunen ein. Steile Felswände, tiefblaues Meer und schneebedeckte Berge. Eine späte Ankunft in Isafjördur, Hauptstadt der Westfjorde mit 2.500 Einwohnern. |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|||
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|||||
Farbspiele: Kirche in den Westfjorden, blaues Meer nur wo die Sonne scheint, Sonnenuntergang und Silbermeer bei Flatey |
![]() |
![]() |
Mittwoch bis 9 Uhr ausschlafen. Schlafen ist hier im Sommer ein Thema für sich. Durch die fehlende Dunkelheit wird der Körper mit Serotin versorgt, was ihn aufputscht. So schlafe ich kaum mehr als 6 Stunden, und das auch selten am Stück. Trotzdem fühle ich mich weder erschöpft noch müde. Zurück zu Isafjördur: Ich stocke Proviant auf und suche Informationen zusammen. Auf Grund der schlechten Wettervorhersage nebst unpassenden Fährzeiten streiche ich Hornstrandir vom Plan. Sonst hält mich nichts mehr in der Stadt und ich fahre am Nachmittag ins 50 km entfernte Pingerey, ein kleines Dorf mitten in den Fjorden. Bei Nieselregen bleibt einzig ein Besuch im Schwimmbad, fast jedes Dorf hat eines. Für 3 € Eintritt warten ein Schwimmbecken, ein Hot Tub und eine Sauna auf mich. Wellnesstag. Später beruhigt sich das Wetter und ich laufe fotografierend umher, der Fjord mit spiegelglattem Wasser und das Dorf laden dazu ein. Donnerstag regnet es immer wieder und erneut steht Wellness an. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Samstag hält das Wetter anfangs noch. Beim Bummel durch das malerische Stykkisholmur greifen mich Küstenseeschwalben in Strandnähe an, bin wohl in ihrem Brutgebiet. Nachmittag nach Grundarfjördur trampen. Den Zeltplatz dort mit einem Paar aus Frankreich teilen. Es trübt sich ein und fängt an zu regnen. Die örtliche Rangerin kommt vorbei und gibt uns ihre Telefonnummer für später ist Sturm gemeldet. Eine heftige Nacht, doch der Platz war geschützt gewählt und obwohl Wind und Regen wüten kann ich recht gut schlafen. Sonntag nieselt es manchmal. Ich trampe nach Arnastapi, am Vulkan Snaefellsnes. Jules Vernes machte den als Eingangstor zur “Reise zum Mittelpunkt der Erde” berühmt. Der Glaube das der Berg magische Kräfte hat hält sich noch heute. Leider versteckt er sich komplett in Wolken. Dafür bietet die Küste Basaltfelsen, Klippen und Blaslöcher, von denen eines wohl in “Fluch der Karibik” mitspielte. Leider ist der Zeltplatz in Arnastapi teuer, schutzlos, ohne warmes Wasser und die Wetterprognose mies. Also den Plan ändern. Mit Glück und zwei dänischen Frauen schaffe ich die 120 km bis Borgarnes |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Montag auf zum letzten Ziel, etwas mehr im Landesinneren. Über Reykholt, in dessen Nähe eine sehr produktive heiße Quelle sprudelt, pro Sekunde 180 Liter kochendes Wasser; vorbei am schönen Hraunfossar, das Wasser zwängt sich zwischen zwei unterschiedlich alten Lavaschichten hindurch; ins Tal von Husafell, wo Leute aus Reykjavik im “Wald” ihre Wochenendhäuser verstecken. Dort schlage ich das Zelt auf und erkunde die Gegend. Dienstag ein Ausflug zu den Lavahöhlen Surtshellir. Früher unter dem Gletschereis verborgen, erstarrte die oberste Lavaschicht von einem Vulkanausbruch, jedoch floss die Lava darunter weiter und hinterließ einen 2 km langen Tunnel, der in Teilen wie von Menschenhand geschaffen scheint. Mit Mut und einer kleinen Kopflampe wage ich mich in die Dunkelheit. Erstaunlich wie gut sich das Auge an das wenige Licht gewöhnt. Ebenso erstaunlich welch interessanten Details die Höhlenwand bietet. Glücklich kehre ich nach einigen Klettereinlagen wieder ans Tageslicht zurück und streife am Nachmittag durch die nahen Berge. Ein Gletschergipfel hier heißt Ok. Mittwoch riskiere ich es und nehme die schlechte Schotterstrasse durchs Hinterland. Es dauert seine Zeit, dann nimmt mich eine belgische Familie mit. Unterwegs noch einmal dramatische Bilder von Einöde, wechselndem Wetter und eisbedeckten Bergen. In Pengvellir wird die Runde durch Island nach vier Wochen vollendet. Die letzten Kilometer bis Reykjavik sind Formsache. Hatte ich die Hauptstadt vor einem Monat noch als ruhig und entspannt gesehen, verstehe ich nun die Isländer die sie als hektisch empfinden. In zwei Stunden sehe ich mehr Autos und Menschen als in den letzten zwei Wochen. Es braucht Zeit um damit umgehen zu können. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Donnerstag Reykjavik. Das Wetter wieder wie im Sommer. Postkarten schreiben, kleine Souvenirs kaufen, diesen Teil der Reise ausklingen lassen und am Abend gut Essen gehen. Hoffentlich gibt es jetzt keinen Aufschrei, denn ich esse ein Walsteak. Das ist lecker. Es erinnert in erster Linie an sehr dunkles und grob faseriges Rindfleisch, ist sehr zart und geschmackvoll. |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Island - ein Resümee |
![]() |
![]() |
Wer wissen will wie es mit mir und diesem Sommer weiterging, |