Mein 11 monatiger Roadtrip durch die USA, Teil 1

meine Reiseroute durch die USA

Um einen Roadtrip durch die USA zu machen braucht es jede Menge Vorbereitung. Bereits im Sommer 2022 beantrage ich das Visum, ein Monster an Papierkram. Weiter ist zwingend ein persönliches Erscheinen im Konsulat/der Botschaft zwingend notwendig, auf den Termin wartet man durchaus zwei bis drei Monate. All das konnte ich bis zum November erledigen. Dann ging es weiter mit der Verschiffung meines Campervan, den vor Ort zu mieten wäre auf Dauer unbezahlbar. Nach schier endloser Recherche und vielen Telefonaten fiel meine Wahl auf Roll on/Roll off von Hamburg aus. Die Alternative im Container ist übrigens mit rund 8.000 € viel teurer. Das nächste Problem, Autoversicherung, ließ sich von Deutschland aus nicht befriedigend lösen und ich hoffte das vor Ort regeln zu können. Abgabe meines Campers zur Verschiffung war am 13. April 23. 

1. Woche vom 27. April bis 3. Mai 2023
Der scharfe Start für mein Abenteuer USA am 27. April 2023. Ein ereignisloser Flug mit Condor bringt mich am Donnerstag nach New York. An der Passkontrolle ein kurzes, aber intensiv geführtes, Gespräch, dann stehen 6 Monate erlaubter Aufenthalt in meinem Pass. Recht entspannt gelingt mit einer Kombination aus Air Train und U-Bahn der Transport zur Airbnb Unterkunft. Die liegt zwar in der Bronx, ist aber nur durch eine Brücke von Harlem getrennt. Freitag gleich rein nach Manhattan. Das Programm typisch für einen Touristen: Central Station, St. Patricks Cathedral, Crysler Building, Empire State Building, National Library, Bryant Park, The Vessel und natürlich der Times Square. Letzterer verschafft eine komplette Reizüberflutung. So viel Werbung, übergroß auf so vielen Screens in so schnellem Wechsel. Da tut es gut den Tagesabschluss im Central Park zu suchen. Puh, das waren schon mal viele Asphaltkilometer zu Fuß. Samstag regnet es wie aus Eimern. Auf den Straßen und Fußwegen riesige Pfützen und selbst nach dem kurzen Gang zum Supermarkt ist man pitschnass. Einkaufen schockt etwas. Die Preise liegen sehr deutlich über europäischem Niveau und die Liste der Inhaltsstoffe ist bei den Produkten ellenlang, meist angeführt von Zucker.

Skyline New York Downtown

Times Square

St Patricks Cathedrale, märchenhaft von außen wie von innen

Am Sonntag bleibt es wenigstens ein paar Stunden trocken, das reicht für einen Spaziergang durch Harlem. Montag bei tollem Wetter die nächste Runde in Manhattan. Zuerst mit der Staten Island Fähre übers Wasser. Fotos von der Freiheitsstatue sucht ihr vergebens. Die hatte ich mit der Kamera gemacht, doch mein Laptop hat die Formatierung der SD-Karte abgelehnt. Damit sind die ersten 40 Fotos futsch :-(. Die Fähre zurück war übrigens ganz schön abgewirtschaftet, wie auch ein Großteil der hiesigen Infrastruktur. Weiter zu Fuß. Wall Street, der futuristische Oculus, die Gedenkstätte vom World Trade Center und die Brooklyn Bridge. Sagenhaft mit wie viel “Anlauf” sie sich hoch über dem Wasser von Ufer zu Ufer schwingt. Da ist richtig was los und die Touristen schieben sich über den schmalen Fußweg. Mehr Platz, aber nicht weniger Eindrücke bekommt man vom High Line Trail. Ein umfunktionierter Schienenstrang führt in ca. 10 m Höhe abwechslungsreich quer durch einen Teil der Innenstadt. Genial und verkehrsfrei. Kleiner Sidekick: Little Island, eine super gestaltete künstliche Insel. Als heute vorerst letztes der Gang durch Chinatown und Little Italy. Das war mehr als genug für nur einen Tag in der Stadt die niemals schläft.

statt dem Original

Chrysler Building

One World Trade Center

Oculus Center

an der Wall Street

toller Bau

The Vessel

Central Station

Brooklyn Bridge

auf der Brooklyn Bridge

Dienstag werde ich von einer ehemaligen Arbeitskollegin aus meiner Luzerner Zeit abgeholt. Ich verbringe ein paar Tage bei ihr und ihrem Mann. Die beiden hatten vor 5 Jahren in der Green Card Lotterie gewonnen und sind ausgewandert. Nun haben sie ein Haus in Guilford, ungefähr 150 km nördlich von New York im State Connecticut. Nette Gegend, viel Grün und angenehme Nachbarschaft. Trotz ihrer Hilfe bleibt es schwierig eine Autoversicherung für mich abzuschließen, was einige Sorge bereitet.

2. Woche vom 4. bis 10. Mai 2023
Nach vielen Absagen hilft mir letztlich Seguro Gringo, eine Versicherung mit Sitz in Mexiko. Nur Haftpflicht, aber immerhin zu annehmbaren Konditionen. Fast einen Tag brauche ich um die nächste Woche mit Transport und Übernachtung zu planen bzw. zu buchen. Freitag bringt mich Christa nach New Haven, dem Sitz der Yale Universität. Es bleibt etwas Zeit über den alten Campus zu spazieren, bis ich mit dem Bus nach Philadelphia fahre. Die Stadt macht von Beginn an einen sehr guten Eindruck.

in Guilford

New Haven, Teile der alterwürdigen Yale Universität

erster Eindruck Philadelphia

Samstag bei tollem Wetter ein ausgedehnter Stadtbummel durch Philadelphia. Die Großstadt wirkt sehr entspannt, genau wie deren Bewohner. Für amerikanische Verhältnisse steht hier viel historisches: die älteste dauerhaft bewohnte Gasse; das Haus von Betsy Ross, die wohl die erste Flagge des Landes nähte; die Freiheitsglocke usw. Daneben sind viele leere Hauswände mit riesigen Bildern bemalt, richtig cool. Am Kunstmuseum die berühmten Treppen von “Rocky” nebst seiner Statue. Ich schlafe im Apple Hostel, ein sehr gutes Haus mit vielen Annehmlichkeiten. Da trifft man auch auf andere interessante Reisende. Später ein Besuch auf einem Strassenfestival ein paar Blocks weiter. Dort sehe ich dann den ganzen Mix aus der hiesigen Bevölkerung

riesige Wandbilder

 im Zentrum von Philadelphia

Elfreths Alley

 Liberty Bell

einfach cool

Sonntag nach dem Frühstück schnell ins Zentrum von Philadelphia. Neben dem eindrucksvollen Rathaus, das ist größer als das Capitol in Washington, der Mansonic Temple von den Freimaurern. Was für ein Bau! Die Logenräume ihrem Namen nach gebaut, wobei der ägyptische auf mich den größten Eindruck macht. Da sieht man mal was die (nur früher?) für einen Einfluss hatten. Hinterher schnell zum Bahnhof. Leider muss ich heute schon weiter. Das ist der Nachteil wenn man Transport und Unterkunft schon im voraus buchen muss. Am Nachmittag kommt mein Bus in Washington an, wo ich mich in einer Art Hostel einrichte.

Philadelphia, Rathaus

davon gibt es dutzende

Mansonic Temple, im 18.Jh von der Loge der Freimaurer gebaut

Montag bei sehr schönem Wetter der erste Rundgang in der Hauptstadt. Am Capitol sind überraschend wenig Leute unterwegs, wie man auf dem Foto sieht. Dahinter beginnt die National Mall, ein großzügig angelegtes Gelände mit einer Vielzahl an Museen, Memorials und Monumenten. Erstere lasse ich vorerst aus, dafür ist das Wetter zu schön. Vorbei am National Monument und dem Reflection Pool sind es über 4 km bis zum Lincoln Memorial. Weitere Memorials betreffen die Kriege in Vietnam, Korea und WWII. Das ist fast ein bisschen zu viel des guten. Auf dem Rückweg doch der Gang ins Air and Space Museum, um der Sonne zu entfliehen. Nett gemacht und interessant, wenn auch ein wenig zu viel Effekthascherei, Amerika eben. Tags darauf regnet es zeitweise. Ich beschäftige mich mit der Abholung vom Auto. Das Schiff hat in Baltimore angelegt, nur kann mir keiner sagen wann der Zoll die Freigabe erteilt. Also in Geduld üben und weitere Übernachtungsmöglichkeiten in Betracht ziehen. Nachmittag  ins Zentrum zum Naturkundemuseum. Auch da ist der Eintritt frei. Viele Ausstellungsräume, viel zu sehen. Das bekannteste Exponat ist der Hope Diamant, geschätzter Wert: 250 Millionen. Mittwoch bei Sonnenschein eine weitere Runde in der Stadt. White House, National Archives, Supreme Court, Library of Congress. Viel Geschichte, aber auch eine tolle Architektur.

Washington, das Capitol

auf der National Mall

Lincoln Memorial

National Monument

der Hope Diamant

Kongressbibliothek

das Weiße Haus

Washington kann auch so

3. Woche vom 11. bis 17. Mai 2023
Die Hafenbehörde in Baltimore konnte mir gestern nicht zusagen das mein Auto heute freigegeben wird, also habe ich mir eine bezahlbare Übernachtung in Baltimore organisiert, was schwierig war. Mittag steige ich in Washington in den Amtrak Zug. Die Waggons erinnern stark an eine Aluminium Röhre und die Fenster sind so schmal das man kaum was von der Gegend sieht. In Baltimore ein Stadtbummel. Ganz nett, vor allem um den Inneren Hafen herum. Am Nachmittag sind die Papiere im e-mail Fach und ich kann für morgen früh einen Termin im Hafen machen. Das gebuchte Gästehaus liegt etwas außerhalb und auch wenn die Gegend keineswegs gefährlich wirkt bin ich froh nur eine Nacht zu bleiben. Freitag sehr früh zum Hafen von Baltimore. In der Stadt ist trotz Rush Hour überraschend wenig los, U-Bahn und Bus sind fast leer. Anderthalb Stunden dauert es, dann sind alle Formalitäten erledigt und ich nehme meinen Camper unversehrt in Empfang. So kann der Roadtrip beginnen. Zuerst Wasser fassen, einkaufen und das Auto grob einräumen. Beim Tanken, das Auto musste fast leer abgegeben werden, erwische ich bei Shell wohl richtig schlechten Diesel, denn der Motor läuft nicht richtig rund und bringt weniger Leistung. Immerhin zeigt keine Kontrollleuchte größere Probleme an. Ich komme heute bis Hagerstown und übernachte am Cracker Barrel Restaurant, die extra Parkplätze für Camper bieten. Samstag regnet es und ich bleibe in Hagerstown. Weitere Erledigungen und voraus planen. Sonntag bei tollem Wetter den Gebirgszug der Appalachen queren. Unterwegs eine schöne Pause im Rocky Gap State Park und später in Cumberland. Eine nette Stadt die zum Bummeln einlädt. Kirchen, schöne Häuser und ein alter Kanal machen was her.

Baltimore

durch die Appalachen

Pause im Rocky Gap State Park

idyllisches Cumberland

Am Montag auf der Interstate 68 nach Westen. Der Tank leert sich dabei viel schneller als sonst, also bald auffüllen. Der Diesel scheint diesmal besser zu sein, jedenfalls läuft der Motor nun ruhiger und bringt mehr Leistung. Mittag erreiche ich Ohiopyle. Das kleine Nest mit etwas Charme, daneben ein Naturschutzgebiet mit schönem Fluss und Stromschnellen. Übernachtet wird in Triadelphia. Tags darauf weiter. Der AAA (Amerikanischer Automobilclub) versorgt mich als ADAC Mitglied kostenlos mit Karten, das erleichtert trotz Navi die Orientierung und Planung. Dann auf der 250 durchs Hinterland. Schöne Gegend, viele verstreut liegende Grundstücke, die meisten ohne Zaun und mit perfektem Rasen. Ein Halt in Cadiz. Beeindruckendes Rathaus und der Geburtsort von Clarke Gable. Der Nachmittag im Amish County. Da leben viele noch nach den alten Prinzipien, lehnen Technik und Fortschritt ab. So stehen auf dem Parkplatz vom Supermarkt in der Kleinstadt Berlin (davon gibt es im Land einige, ebenso wie viele andere europäische Stadtnamen), eben auch Pferdekutschen. Die Nacht verbringe ich in Columbus. Mittwoch auf der I-70 weiter nach Westen. In Dayton ein Besuch im US Air Force Museum. Das ist gigantisch und beherbergt in fünf riesigen Hangars hunderte von Flugzeugen. Da ist von Gebrüder Wright bis zur Air Force One “John F Kennedy” alles dabei. Die Technik lässt staunen, man darf sogar in die Präsidentenmaschine sowie ins ausgestellte Space Shuttle rein. Ein Mega Museum.

Ohiopyle

Cadiz

im Air Force Museum von Dayton, Hangars voll mit Flugzeugen

Amish County

die Air Force One von JFK

Tradition und Moderne

das Space Shuttle

4. Woche vom 18. bis 24. Mai 2023
Nach einer recht kühlen Nacht in Richmond fahre ich auf der Interstate 70 weiter nach Westen. Die Kilometer summieren sich auf, aber ich will so bald wie möglich in den Nationalparks im Westen eintreffen. In 10 Tagen beginnt die Hochsaison und es wird zunehmend wärmer. Heute liegt Indianapolis am Weg. Da will ich mir den berühmten Rennkurs samt Museum anschauen, doch offensichtlich ist Rennwoche und kein freier Parkplatz zu finden. Ansonsten wird die Landschaft zunehmend flach und der Highway schnurgerade. Freitag: Nach den States Maryland, West Virginia, Pennsylvania, Ohio und Indiana bin ich nun schon in Illinois. Als erstes die Uhr eine Stunde zurück drehen, jetzt gilt Central Time. Inzwischen ist die I-74 meine zweite Heimat, nur durch Pausen in recht schönen Parks unterbrochen. Nach einer Nacht in Peoria schaue ich mir die Stadt an. Die ist aber wie so viele hier in meinen Augen nicht besonders sehenswert. Besser wird das in den Quad Cities, vier zusammengehörige Städte am schon hier erstaunlich breiten Mississippi. Interessant finde ich den John Deere Pavillon in Moline, eine der vier Städte. Von den Anfängen als Traktorenhersteller bis zu ultramodernen Mähdreschern mit nun 18 m Schnittbreite gibt es da viel zu sehen.

schnurgerader Highway

am Mississippi

im John Deere Pavillon

ein Monstrum an Maschine

Sonntag fahre ich zuerst nach Mount Vernon. Die Kleinstadt wirbt mit einem historischen Zentrum, doch das befindet sich wohl schon auf dem absteigenden Ast. Auch Iowa City hält mich nur kurze Zeit. Auf dem ruhigen Highway 6 rolle ich dann zu den Amana Dörfern. Einst von Deutschen gegründet ist diese Kommune etwas mit den Amish zu vergleichen, nur wird hier Technik und Fortschritt nicht abgelehnt. Schöne Dorfstrassen mit sehenswerten Gebäuden. Witzig: ein Restaurant heißt Ronneburg,  das klingt wie Heimat ;-). Auf dem angenehm zu fahrenden Highway 6 bleibend komme ich bis Newton. Montag zur Hauptstadt von Iowa, Des Moines. Am gleichnamigen Fluss gelegen macht die Skyline schon was her. Der schöne asiatische Garten mit entsprechender Architektur wird vom Capitol des Landes getoppt. Der Bau mit dezentem Prunk und viel Stil. Die Bibliothek ist ein Juwel und der Gang bis rauf in die Domkuppel eröffnet fantastische Perspektiven. Dieser Besuch hat sich wahrlich gelohnt.

Amana Dorf

schöne Häuser

Des Moines

Robert D. Ray Garden

das Capitol von Iowa in Des Moines

das Parlament

tolle Bibliothek mit genialen Wendeltreppen

150 km weiter übernachte ich bei Hancock auf einem sehr schönen Campingplatz. Dienstag regiert wieder die Strasse. Auf der I-29 durch flaches Land nach Nordwesten. Unterwegs tanken. Die Gallone Diesel (3,78 Liter) kostet meist knapp unter 4 USD, also im Vergleich zu Deutschland sehr günstig. Ich gebe nun meist ein Additiv hinzu, das hebt die Cetanzahl und tut dem Motor gut. Die anfänglichen Spritprobleme sind Geschichte und mein Camper läuft ruhig und gut. Hinter Sioux City wird die Kleinstadt Vermillion mein nächster Übernachtungsort. Mittwoch bleibe ich vorerst auf Nebenstrassen. Die 19 führt quer durch ländliches Gebiet. Erstaunlich wie weit weg von allem manche ihr Grundstück haben. Zum nächsten Supermarkt dauert die Fahrt durchaus  eine halbe Stunde. Bei Humboldt auf die vielbefahrene Interstate 90 abbiegen. Nächster Halt in Mitchell, wo ein Corn Palace steht. Die wurden Ende des 19. Jh. erbaut und waren Ausdruck gut laufender Geschäfte. Heute sind leider nur wenige davon übrig. In Mitchell steht wohl einer der schönsten. Die riesigen Wandbilder, außen wie auch innen, werden jährlich mit neuen Motiven gestaltet. Als Material wird dafür Mais und Stroh verwendet. Ersterer wird extra dafür farbig gezüchtet. 100 km weiter schlage ich mein Lager in Oamaca auf, direkt am Flussufer des Missouri. Das fühlt sich richtig gut und frei an.

Mitchell, Corn Palace

Kilometer, Kilometer, Kilometer

recht unberührte Prärie

nun beginnt der Wilde Westen

5. Woche vom 25. Mai bis 31. Mai 2023
Donnerstag der erste Halt bei Al’s Oasis. Scheint als beginnt hinter dem Missouri der Wilde Westen, jedenfalls sind nun einige Gebäude touristenwirksam auf alt getrimmt. Dann auf der Interstate 90 weiter nach Westen. Felder machen nun scheinbar unberührter Prärie Platz, sehr angenehm fürs Auge. Bald muss ich erneut die Uhr eine Stunde zurück drehen. Nun gilt Mountain Time, sprich 8 Stunden Differenz zu Deutschland. Beim Meilenstein 131 die Kreuzung zur 240. Auf der einen Seite das frühere Kontrollzentrum der Minute Man. In Zeiten des Kalten Krieges waren hier die unterirdischen Silos mit Interkontinentalraketen bestückt, die Atomsprengköpfe in 30 Minuten bis nach Moskau schießen konnten. Lieber nicht darüber nachdenken. Gegenüber führt die 240 in den Badlands Nationalpark. Ich hole mir für 80 USD den Nationalpark Jahrespass der USA. Ein Schnäppchen bei einem durchschnittlichen Eintrittspreis von 30 USD. Die Badlands sind eine wahre Mondlandschaft. Trocken erodierte Canyons und Kliffs mit farbigen Schichten, ganz besonders bunt am Yellow Mouth. Staunend laufe und fahre ich da hindurch, halte an vielen Aussichtspunkten. Das Thermometer zeigt 30°C, dabei ist der Hochsommer eigentlich noch weit weg. Am Parkausgang grasen friedlich ein paar Bisons. Etwas weiter kann ich mit Blick über die Badlands über Nacht stehen bleiben, so cool.

Badlands Nationalpark

auf der Strasse mitten durch

Yellow Mouth

mein Platz für die Nacht

Am nächsten Morgen weiter nach Wall. Der kleine Ort besteht aus ein paar Strassen. Mitten drin Wall Drug, eine Touristenfalle die bereits seit 200 Meilen am Highway Werbung macht. Viel Souvenir und Kitsch mit einem Hauch von Wildem Westen. 80 km weiter liegt Rapid City, für amerikanische Verhältnisse eine durchaus sehenswerte Stadt. Verteilt an der Hauptstrasse stehen die Bronzen von 42 amerikanischen Präsidenten, Geschichte zum Anfassen. Abends ziehen heftige Gewitter durch, zum Glück ohne Hagel. Samstag das profane Camperleben. Der Waschsalon hier kostet mit Trockner nur 5 USD, das ist günstig. Abends erneut starke Gewitter und Regenschauer, das scheint hier Dauerprogramm zu sein. Sonntag 40 km weiter in die Black Hills fahren. Die erheben sich wie eine Insel in der ansonsten flachen Landschaft. Am Nachmittag zum Horse Thief Lake wandern. Dabei entwickelt sich rasend schnell ein heftiges Gewitter mit Hagel im Gepäck, der bald 3 cm hoch liegt. Mich weicht es bis auf die Knochen ein, das Auto hat es wohl unbeschadet überstanden. Montag ist Memorial Day, Feiertag im Land. Das Wetter wieder schön, aber ich traue dem Frieden nur bedingt. Gleich früh zum Mount Rushmore, wo überdimensional die Köpfe von vier US-Präsidenten in den Fels gehauen sind. Das macht Eindruck. Hinterher meine erste Radtour im Land. Auf der Ironroad im Auf und Ab durch die Wälder, schmale Tunnel und 360° Kurven inklusive. Schon Mittag ziehen Wolken auf, mein Signal die Black Hills zu verlassen. Ein Halt noch in Keystone, wo Dahl, Meister seines Faches, mit der Kettensäge wahre Kunstwerke aus Holz schafft. Tolle Ausstellung. In der Hitze des Nachmittages fahre ich weitere 100 km durch flache Landschaft bis Chaldron.

Mount Rushmore

Black Hills

Rapid City, Lincoln und ich

George H. W. Bush

 Keystone, Dahl’s Chain Saw Art

Nebraska, 3 Einwohner/km²

Carhenge

Dienstag auf der 385 weiter in Richtung Süden. Sehr wenig Verkehr auf der Strasse. Kein Wunder wenn man bedenkt wie dünn besiedelt der Staat Nebraska ist. Bei Alliance eine Pause mit besonderer Kunst: im England Urlaub war einer so begeistert von Stonehenge, das er selbiges mit Autos nachgestellt hat :-). Auch heute drückt die Sonne heiß vom Himmel und eine Pause im Schatten ist bitter nötig. Spät am Nachmittag in Bayard, wo die Gemeinde drei Wohnmobilstellplätze mit Strom und Wasser für zwei Nächte kostenlos zur Verfügung stellt. Inzwischen ziehen dunkle Wolken auf. Ungewöhnlich, aber gut: Radioprogramme werden mit speziellen Tönen unterbrochen und der Wetterdienst gibt Warnungen durch. Bayard wird von schweren Unwettern nur leicht gestreift, da hab ich viel Glück gehabt. Mittwoch mehr Autobahnkilometer. Die Interstate 80 fühlt sich teils an wie in der DDR, sprich Betonplatten mit spürbaren Absätzen. Das nervt! Ich komme bis Fort Collins, die 320 km reichen für heute.

Bayard, gefährliche Unwetter

letzter Blick auf die Ebene

friedlicher Abend in Boulder

Schneeregen in den Rockies

6. Woche vom 1. bis 7. Juni 2023
Donnerstag sind es “nur” 100 km bis Boulder, wo ich mich um WLAN, Informationen, Lebensmittel und die Aktualisierung meiner Homepage kümmere. Kleiner Spaziergang in den nahen Bergen, die sich von der Ebene schlagartig in die Höhe schwingen. Nach einer regnerischen Nacht streife ich am Freitag den Stadtrand von Denver und nehme den alten Highway 6 rein in die Berge der Rocky Mountains, der dann in die Interstate 70 mündet. Was nett beginnt, wird mit zunehmender Höhe leicht dramatisch. Erst Sonne, dann Wolken, dann Regen. Auf dem Pass in knapp 3.400 m Höhe sind nur noch 1°C und es fällt Schneeregen. Geplante Pausen entfallen bei den Bedingungen und ich halte praktisch erst nach 390 km in Grand Junction, wo wieder Sonne scheint. Samstag die spontane Entscheidung: ein Tag Pause. Gleich neben Grand Junction liegt das Colorado National Monument, eine Canyonlandschaft. Genau richtig für eine tolle Radtour. Es sind ordentlich Höhenmeter dabei, doch die Ausblicke entschädigen.

Radweg am Colorado River

rein in die Canyonlandschaft

das Colorado National Monument mit herrlichen Eindrücken

Sonntag folge ich weitere 100 km der Interstate 70 bis ich auf die 128 abbiege. Die Straße führt bald sehenswert am Colorado entlang durch manch Canyon. Nördlich von Moab dann zum Canyonlands Nationalpark (NP) abbiegen. Um hiesige Entfernungen verständlich zu machen: von der Straße bis zum Eingang des NP sind es 20 km, danach zum interessanten Teil weitere 35 km ans Ende einer Sackgasse - also den selben Weg auch wieder zurück, wobei nicht mal ein Haus zu sehen ist. Ich laufe bis zum Grand View Point mit genialem Ausblick auf die trockene und zerklüftete Canyonlandschaft. Weitere Highlights: Mesa Arch, eine Naturbrücke am Abhang und der Blick auf Dead Horse Point, Schauplatz der finalen Szene von “Thelma & Louise”. Abends zieht bald Ruhe ein. Schlafen kann ich gleich außerhalb der Parkgrenzen, ohne Lichtverschmutzung unter tollem Sternenhimmel.

am Colorado entlang

Canyonlands NP

*Panorama Grand View Point

Mesa Arch

Montag 5 Uhr aufstehen. Ich fahre zum Arches Nationalpark. Der wird so stark besucht das man ein Ticket mit Zeitfenster im Internet buchen muss. Selbst dann wartet man durchaus noch eine Stunde am Parkeingang. Vor 7 Uhr braucht man das nicht, weshalb überraschend viele schon, so wie ich, 6 Uhr da sind. Der Park ist u. a. für seine Naturbrücken bekannt. Von den mehr als 2.000 sind längst nicht alle sehenswert, aber die Delicate Arch hat es auf jedes Prospekt und Nummernschild von Utah geschafft. Zu der laufe ich zuerst. Beeindruckend wie sie da auf einem abschüssigen Plateau steht. Weiter folgt in der Hitze des Tages eine Wanderung nach der anderen. Die Landschaft ist atemberaubend und voller Überraschungen. Staunend blicke ich auf das zerklüftete Fiery Furnace, laufe bzw. klettere durch Devils Garden bis zur Double O Arch und sehe dabei die Landscape Arch mit über 100 m Spannweite, die trotz wenig Material noch immer hält. In der Hitze des Nachmittages zu den Windows. Dort steht auch die Double Arch, ein wahres Monstrum das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Auf jeder meiner Reisen gab es so etwas wie einen Zündfunken, der alles richtig ins Rollen gebracht hat: der Arches NP könnte es diesmal sein.

Arches NP, Park Avenue

Landscape Arch

am Devils Garden

 Delicate Arch

Double Arch

North and South Window

Double O Arch

 geniale Farben

Turm zu Babel

Dienstag auf der 191 gemächlich nach Süden. Die Sonne brennt heiß vom Himmel, da ist es umso schöner bei Monticello auf eine kleine grüne Oase zu treffen. Am Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf, ich bleibe aber von Gewittern verschont. 170 km nach dem Start halte ich bei Bluff. Neben dem Dorf kann man am San Juan River auf BLM Land (Regierungsland) campen. Weit und breit ist kein anderer zu sehen, das ist Abenteuer. Tags darauf ist es noch etwas mehr als eine Stunde Fahrt, vorbei am Mexican Hat, zum Monument Valley. Schon der erste Anblick beeindruckt, es ist das Setting aus “Forest Gump”. Demzufolge filmen sich auch viele wie sie die Strasse entlang rennen... Kurz darauf mitten im von Navajo verwalteten Park. Das Licht passt gar nicht, also lange Mittagspause. Danach stimmt alles und mein Fotoarchiv füllt sich mit sehenswerten Aufnahmen. Es sind dann weitere 90 km bis zum Navajo National Monument am Betatakin Canyon. Etwas neben dem Highway liegend lohnt sich der Abstecher. Eine geniale Landschaft auf 2.200 m. Der einfache Campingplatz da bietet viel Raum, Ruhe und ist sogar kostenlos.

bei Monticello

unterwegs verdampfter Regen

*Panorama Fotos vom Monument Valley

wie in “Forest Gump”

East and West Mitten

Betatakin Canyon mit uralter Siedlung auf dem Talgrund

7. Woche vom 8. bis 14. Juni 2023
Auf dem Campingplatz begegne ich einem jungen Paar aus Mittweida, die auch mit ihrem VW Camper unterwegs sind. Der Platz gefällt mir so gut das ich eine zweite Nacht bleibe. Nur schade das man ohne Ranger nicht in den Canyon zu der alten Navajo Siedlung darf, die Touren sind erst nächste Woche möglich. Freitag früh nur 8°C, die Höhe macht’s. Auf fast leeren Strassen fahre ich nach Page. Kurz vor der Kleinstadt am Antelope Canyon halten. Der soll super sein, nur kostet im Internet die Tour zwischen 100 und 150 USD, viele Termine sind bereits vergriffen. Vor Ort nachgefragt die Überraschung: ein Ticket ist kein Problem und kostet bar nur 66 USD. Zwanzig Minuten später steige ich mit 13 anderen und der Führerin Carmelita hinab in den Canyon. Von oben unscheinbar, betritt man 20 m tiefer eine phantastische Welt. Wasser fließt hier nur selten durch, so hat es hunderttausende Jahre gebraucht die Formen in den Fels zu schleifen. Das wenige Licht was eindringt, lässt die orange/roten Felsen in allen Schattierungen erglühen. Staunend laufen wir durch dieses Naturspektakel. Carmelita erklärt und zeigt sehr viel, außerdem macht sie von sich aus mit unseren Handys an den richtigen Stellen Fotos von uns. Eine absolut geniale Sache.

der Antelope Canyon, unscheinbar von außen, phantastisch von innen

der Windows Screensaver wurde hier fotografiert

So ein Knaller gleich am Morgen, das braucht erst mal Zeit zum “verdauen”. In Page einkaufen, tanken und mittags einen der seltenen Schattenplätze für eine Pause nutzen. Wir sind bei 34°C im Schatten, doch die Vorhersage meldet ab nächste Woche noch 5°C mehr. Nachmittags zum nahen Glen Canyon Dam. Der hat einen 150 km langen Stausee geschaffen, dessen “Arme” sich in jeden kleinen Seitencanyon verzweigen. Die Brücke daneben, hoch über dem Fluss, sieht aus wie an die Wand geklebt. Als nächstes südlich von Page zur Horseshoe Bend, eine eindrückliche Schleife des Colorado River. Inzwischen verlangt die Stadt 10 USD Eintritt, doch auch wenn man schon das Foto gesehen hat, so ist der Eindruck vor Ort ziemlich überwältigend. Die Sonne brennt und langsam sehne ich mir Kühlung herbei. Ein durch Bergrücken nötiger, 40 km langer, Umweg führt auf der 89A zum Marble Canyon mit seinen senkrechten Wänden. Auf den nächsten 65 km steigt die Strasse von 1.000 m auf 2.300 m an und ich bin im Kaibab National Forest. Auch ohne Schatten ist es hier angenehm und man darf praktisch überall, allgemeine Regeln beachtend, campen. So stehe ich dann mitten im Wald, keine Menschenseele weit und breit. Das nenne ich Freiheit!

Horseshoe Bend

der Glen Canyon Dam und
die Brücke daneben

Campen im Kaibab Forest

 Marble Canyon

Samstag früh die Fahrt zum Grand Canyon North Rim. Das sind vom Abzweig am Jacob Lake noch ganze 90 km! Und wenn wir bei Distanzen sind: Vom Nord- zum Südrand des Grand Canyon sind es Luftlinie 16 km - auf der Strasse jedoch ganze 340 km! Am Strassenrand sieht man noch Schneereste, kein Wunder bei 2.700 m Höhe und 0°C am Morgen. Was für ein Unterschied zu den letzten Tagen. Am Visitor Center führt ein Pfad zum Bright Angel Point, von dem man eine tolle Sicht auf den Canyon hat. Bei der gemäßigten Temperatur hier mache ich spontan eine Radtour zum Cape Royal. Dahin sind es 35 km, wobei die Strecke im steten auf und ab durch den Wald führt und immer wieder Blicke auf den Grand Canyon frei gibt. Zum Übernachten muss ich wieder raus aus dem Nationalpark. Sonntag zeitig auf und schon 7 Uhr am North Kaibab Trail, dem einzigen Weg runter in den Canyon. Nur ist der wegen schwerer Winterschäden noch gesperrt und ein Ranger passt auf das sich alle daran halten. Doof. Also eine kleine Alternative suchen und mir später bei Jacob Lake einen gemütlichen Nachmittag im Wald machen. Montag die Fahrt hinunter nach Kanab. Dort einen Waschsalon nutzen, Informationen sammeln und mit denen die nächsten Tage planen.

Schneereste am Grand Canyon

Blick vom Bright Angel Point

the place to be

Grand Canyon im Abendlicht

Dienstag klingelt der Wecker 5 Uhr und bin ich bereits 7 Uhr im Zion NP. Trotz der frühen Stunde sind überraschend viele Leute unterwegs. Wenn man zu spät kommt wird es echt schwierig einen Parkplatz zu finden. Im Park sind keine Autos erlaubt, nur Shuttle Busse und Fahrräder. Gut (m)eins dabei zu haben. Nach einigen Kilometern halte ich am Grotto Point und wandere los. Steil führt der Pfad rauf zum Canyonrand, wobei vor allem Walters Wiggles, 21 enge steile Kehren, helfen. Den schmalen Grat, Angels Landing, darf man nur mit einer Permit besteigen, täglich per Lotterie verlost. Deren Anmeldezeiten sind für mich so unpassend das ich das lasse. Und: am West Rim Trail findet meine Spürnase mit etwas Kletterei einen wahrscheinlich besseren Aussichtspunkt, den ich sogar ganz allein genießen kann. Der Blick von da in den Canyon ist unschlagbar. Dann war der Hidden Canyon geplant, nur ist der wegen Steinschlag gesperrt. Abends findet sich vor den östlichen Toren des Parks ein recht guter Stellplatz. Am nächsten Tag wieder in den Zion NP, wenn auch nur ein Stück. Ich nutze selten begangene Pfade, sprich da ist gar keiner, rauf zum Progeny Peak. Nur die wenigsten bekommen diesen Eindruck vom Park. Später noch der Many Pools Trail, auf dem man einem fast trockenen Bachbett hinein in die Berge folgt. Ein echt sehenswertes Stück Natur. Selbiges kann man von der Bisonherde sagen, der ich am Rande des Parkes begegne. “Sanfte Riesen” trifft als Bezeichnung wohl am besten zu.

Zion NP, ein wundervoller Blick

 “mein” Platz am West Rim

Aussicht vom Progeny Peak

 Angels Landing

wild aber friedlich

8. Woche vom 15. bis 21. Juni 2023
Die letzten Tage waren anstrengend, was auch an der intensiven Sonne lag. Am Donnerstag eine Pause am Virgin River. Etwas Schatten und bei Bedarf ein kühles, knietiefes Bad, mehr braucht es heute nicht. Abends ziehen, recht nah, heftige Unwetter durch, mal wieder Glück gehabt. Freitag zurück nach Kanab, Vorräte auffüllen. Den Plan “The Wave” zu sehen gebe ich erst mal auf. Das Lotterieglück bei der Verlosung, kostet jedes Mal 9 USD, war zwei Mal nicht auf meiner Seite, und teilnehmen kann nur wer sich im näheren Mobilfunkbereich aufhält. Egal, es gibt genug anderes zu sehen. Bei der Fahrt zurück zum Virgin River besuche ich die Moqui Caverns, Höhlen im 30 m hohen Steilhang, und den Elkheart Slot Canyon. Den Samstag verbringe ich erneut am Fluss, wandere nur mal durch den nahen “Belly of the Dragon”, einen Canyon mit Tunnel. Am nächsten Morgen auf der 89 nach Norden. Vor Panguitch auf den Highway 12 nach Osten abbiegen. Das flache Land steigt kurz darauf steil an und ich komme in den Red Canyon. Der Name ist Programm. Leuchtend roter Fels, in alle möglichen Formen erodiert. Es macht Spaß da herum zu laufen und zu fotografieren. Später findet sich ein schattiger Platz im Wald, wo ich auch übernachten kann.

Belly of the Dragon

Elkhart Slot Canyon

Salz und Pfeffer

unterwegs im Red Canyon mit seinen vielfältigen Formen

Montag früh sind es nur 20 km zum Eingang vom Bryce Canyon NP. Gar nicht weit davon stelle ich das Auto ab und laufe zum Sunrise Point. Obwohl ich schon vor 24 Jahren am Bryce Canyon war, überrascht und beeindruckt der erste Blick auch heute: unzählige Hoodoos, der Fels in den Farben weiß, rot und in allen Schattierungen dazwischen. Naturschauspiel ohne gleichen. Komisch, sonst waren immer viele Leute unterwegs, aber hier und heute hält sich das in Grenzen. Kann mir nur recht sein. Mein erster Weg ist der Queen Garden Trail. Das frühe Morgenlicht lässt die Felsen in einem herrlichen Orange erstrahlen. Weiter auf dem Peek-a-boo Trail. Der führt mitten durch den Canyon, wobei sich alle paar Meter komplett neue Aussichten und Eindrücke ergeben. Auch hier nur wenige Leute. Das ändert sich ab dem Navajo Loop. Steil führen Spitzkehren rauf zum Canyonrand, und von da aus ebenso steil durch die Wall Street hinunter. Da kommt manch einer außer Atem, schliesslich liegt der Park 2.300 m hoch. Nach einer Pause im Schatten und setze ich mich aufs Rad. Bis zum letzten Aussichtspunkt, dem Rainbow Point, sind es über 30 km. Neben den Steigungen kostet auch der starke Gegenwind Kraft. Zähne zusammenbeißen. Die Runde endet nach zahllosen Eindrücken am Inspiration Point mit Blick über die “Silent City”. Ein toller Tag. Nach der Nacht im offiziellen dispersed Campingplatz (ohne Anlagen liegen verstreut einige Stellplätze im Wald) der nächste Tag im Bryce Canyon. Heute auf dem Fairyland Trail bis zur Tower Bridge wandern. Wieder herrliche Felsformationen mit leuchtenden Farben, echt der Hammer.

Inspiration Point: Silent City

Fairyland Trail

Peek-a-boo Trail, wie von einer anderen Welt

Queens Garden Trail

 Peek-a-boo Trail

Queens Garden Trail

Navajo Loop

Wer nun denkt nach all den Highlights kehrt etwas Ruhe ein, der irrt. Nach einer weiteren Nacht im Wald folge ich dem Highway 12, eine der schönsten Strecken im State Utah. Mein erster Halt, Mossy Cave, liegt nur ein paar Minuten vom Bryce Canyon entfernt. Ähnliche Szenerie, plus Wasserfall. Bei all der trockenen Landschaft ein Genuss fürs Auge. Südlich von Cannonville liegt der Kodachrome State Park. Recht wenige “verirren” sich hier her. Zu unrecht. Vielleicht fehlt das ganz große “Oh” und “Ah”, aber der Park besticht durch vielfältige Farben und Formen. Ich laufe einige Stunden vorbei an Felssäulen, Box Canyons und Höhlen, wobei Cool Cave die beste ist, und begegne keiner Menschenseele. Zum Schluss der Gang hinauf zum Panorama Point. So schön. Am Parkplatz ein Sanitärgebäude - mit kostenlosen Duschen. Und nicht einfach irgendwelche, sondern als Regendusche! Außerhalb des Parks finde ich, inzwischen geübt darin, einen Stellplatz inmitten vom Nichts. Ruhe und Stille, der nächste kleine Ort ganze 15 km weit weg. Dieser Roadtrip verdient sich den Namen Abenteuer mit jedem Tag etwas mehr.

Mossy Cave

geniales Fotomotiv

Kodachrome State Park

*Panorama Kodachrome Park

 Felsensäule “Ballerina”

9. Woche vom 22. bis 28. Juni 2023
Donnerstag weiter auf dem Highway 12. Die Landschaft echt außergewöhnlich, schade das selbst Fotos nur einen schwachen Eindruck davon vermitteln können. Hinter Escalante wird es spektakulär. Die trockene, farbige Felslandschaft, keine Ahnung wie sich da Bäume halten können, wird von Canyons durchbrochen. Zu Fuß folge ich in einem von ihnen dem Escalante River bis zu einer Naturbrücke. Ab und an läuft man im Schatten, was den Hitzestau im Canyon, um die 35°C, nur mäßig lindert. Einige Kilometer danach erneut halten und am Canyongrund mit vielen anderen zum Lower Calf Creek Fall laufen. Senkrechte Felswände säumen den Weg, an dessen Ende ein wunderschöner Wasserfall mit Pool dringend notwendige Erfrischung spendet. Am späten Nachmittag weiter auf der 12. Die steigt rauf zum Canyonrand und verläuft auf der sehr schmalen Hogback Ridge, das ist so genial. Noch mal in die Wanderschuhe und steil runter zum Upper Calf Creek Fall. Den habe ich dann ganz für mich.

Calf Creek Canyon

Calf Creek Canyon

 Kakteenblüte

Lower Calf Creek Fall

 XL-Pusteblume

Nach einer nur mäßig erholsamen Nacht bei Boulder ist klar: das war die Tage etwas zu viel Sonne gewesen, lieber mal kürzer treten. Da trifft es sich das Highway 12 über den Boulder Mountain bis in eine Höhe von knapp 3.000 m führt. Da oben wächst sogar teils dichter Wald mit großen Kiefern. Erstaunlich, die Baumgrenze in Europa liegt über 1.000 m niedriger. Bei kräftigem Wind sind trotz Sonnenschein nur 15°C, zur Erholung genau richtig. Nachmittag nach Torrey runter rollen, wobei sich in der Ferne schon mein nächstes Ziel werbewirksam abzeichnet. Nachts kann ich gleich neben der Kleinstadt auf einem Plateau mit schönem Blick campen. Samstag zeitig zum General Store in Torrey mit kleiner Bäckerei. Frische Croissants und gutes Brot, so lecker. Gleich weiter in den Capitol Reef NP. Inmitten der kargen und trockenen Landschaft liegt im zentralen Bereich Fruta, eine grüne Oase mit Obstbäumen. Man darf kostenlos die Früchte pflücken und verzehren, nur schade das noch keine reif sind. Bei meiner frühen Ankunft grasen sogar Rehe ungestört auf den Wiesen dazwischen. Meine erste Wanderung führt raus aus diesem Paradies in den Cohab Canyon. Der an sich ist schon sehenswert, aber links und rechts führen auch noch Slot Canyons tiefer in den Fels hinein. In einem davon ist die Lücke zwischen 30 m hohen Wänden nur 25 cm breit. Für Klaustrophoben recht schwierig, für mich ein Spielplatz. Später zur Hickman Bridge, eine recht sehenswerte Naturbrücke und eine Pause in der Oase. Das Licht am frühen Abend ist dann ideal für ein Panorama über den Park. Die Sonne lässt die Farben erstrahlen. Sonntag eine weitere Runde im Coral Reef. Vormittag geht trotz Wärme eine Radtour. Bei der befahre ich den Scenic Drive und laufe durch den Grand Wash, ein temporären Fluss der einen über 100 m tiefen Canyon in den Fels gegraben hat. In den “Narrows” bleibt zwischen den Steilwänden nur 10 m Platz.

Capitol Reef NP, Oase Fruta

im Cohab Canyon

 Hickman Bridge

Capitol Reef Nationalpark

 Slot Canyon in extra schmal

Montag bleibe ich in Torrey. Das gibt mir die Möglichkeit weitere Ziele zu planen und an meiner Homepage zu arbeiten. Am nächsten Tag regiert die Strasse. Die State Route 24 führt langsam in die Zivilisation zurück. Die Städte werden größer, der Verkehr nimmt zu. Gedachte Pausen entfallen. Die Landschaft eintönig und langweilig, die Seen nicht zugängig und nirgendwo Schatten. So fahre ich weiter als geplant und finde erst kurz vor Nephi etwas ansprechendes, das aber gleich in extra schön. Am Mount Nebo Scenic Byway kann ich wie einige andere am Salt Creek stehen. In dem schmalen Tal auf 1.900 m Höhe ist es nachts schön frisch. Mittwoch bleibe ich ungeplant gleich hier. Mit dem Rad geht es hinauf zum Pass, 2.840 m hoch. Heute ist es teils bewölkt. Gut so, sonst hätte mich die Sonne gegrillt. Schöne Aussichten an der Strecke und ein Halt an Devils Kitchen, ein versteckt liegender, erodierter Hang. Am Abend wird im Bach geduscht. Sehr erfrischend, das Wasser hat kaum 10°C.

Mormonentempel in Manti

Mount Nebo

der Schnee ist echt

Devil’s Kitchen

10. Woche vom 29. Juni bis 5. Juli 2023
Donnerstag komme ich bald auf die Interstate 15. Den 6-spurigen Verkehr pro Fahrtrichtung bin ich gar nicht mehr gewohnt. In Spanisch Fork einkaufen und 15 km weiter in Provo im Park pausieren. Die Städte gehen nun ohne sichtbare Grenzen ineinander über, das gehört alles zum Großraum Salt Lake City. Nachmittag einen Waschsalon nutzen und den Abend angenehm im Park am Provo River ausklingen lassen. Östlich von Salt Lake City erheben sich die Berge bis 3.500 m Höhe, aber sie sind fast kahl und üben bei der heftigen Sonne keinerlei Reiz auf mich aus. Tagsüber sind 32°C, mit der Aussicht auf 5°C mehr, nachts sind wenigstens 20°C. Da klingen 8 Grad weniger im Grand Teton Nationalpark verlockend. Zuvor aber Salt Lake City. Der Hauptsitz der Mormonen nimmt im Stadtzentrum ganze Strassenblöcke ein. Vieles davon wird derzeit saniert. Offen ist das Tabernakel mit einer riesigen Orgel und grandioser Akustik. 500 m weiter auf einem Hügel das Capitol des Staates Utah. Ein imposanter Bau, die kostenlose Führung bringt wissens- wie sehenswertes mit sich: nach Erdbebenschäden Ende der 90ger Jahre wurde der gesamte Bau saniert und auf 265 Gummi/Stahl Puffer gestellt, eine fast unglaubliche Ingenieursleistung.

Tabernakel, Salt Lake City

das Capitol von Utah

im Parlament

Hightech Erdbebenschutz

Samstag mein erster Halt in Ogden. Die Stadt überraschend sehenswert. Da stehen cool gestaltete Pferdestatuen herum und heute ist gerade großer Bauernmarkt. Frische Sachen werden kaum angeboten, aber neben einigem Kunsthandwerk wird auf Minibühnen Livemusik gespielt. Ein kurzweiliger Tag, an dem ich gegen Abend 70 km weiter nach Logan fahre. Sonntag führt mich der Highway 89 in und durch den Logan Canyon. Geplant sind einige Stopps am Weg, wobei die erste mit der Wanderung zu den Windcaves schon richtig gut ist. Leider ist alles danach eine Enttäuschung. Die Picknickplätze am Fluss zugewuchert, Parkplätze zu den Wanderwegen gesperrt und vieles macht den Eindruck als wäre der Unterhalt schon vor Jahren eingestellt worden. Schade. Auch der große Bear Lake ist mir nur ein schnelles Foto vom Aussichtspunkt wert. Erst hinter Montpelier wird es schöner und zwischen grünen Hügeln campe ich an einem Reservoir. Tags darauf rolle ich gemütlich bei wenig Verkehr auf der 89 nach Norden. Afton ist durchaus einen Besuch wert, unter anderem überspannt der größte Bogen aus Hirschgeweihen, wenn auch von Stahlträger unterstützt, die vierspurige Hauptstrasse und durch den Canyon Park am Stadtrand fließt der sehr intensiv rotfarbige Swift Creek. Nördlich davon kann ich am schönen Salt River frei campen, nur die vielen Mücken verleiden den Aufenthalt im Freien. Am 4. Juli ist Feiertag - Independence Day. In der Kleinstadt Thayne ist die Hauptstrasse für einen Festumzug gesperrt. Wohl die Hälfte der Einwohner nimmt daran teil, die andere Hälfte schaut zu. Fast jeder Wagen verteilt Süßigkeiten, für die Kinder mindestens so gut wie Fasching. 30 km weiter finde ich am sehr schönen Palisades Reservoir auf dem Steilufer den idealen Stellplatz. Zu klein für fast alle anderen, stehe ich unter Bäumen mit freiem Blick über den See und die nahen Berge. Abends wird mir sogar ein stundenlanges Feuerwerk am gegenüberliegenden Seeufer geboten.

in Ogden

der Klassiker steht in Afton

Festumzug in Thayne

mein Blick zum Palisades Lake

Tags darauf sind es 70 km bis Jackson, kurz vor dem Grand Teton NP (Nationalpark). Der Ort voll auf Touristen ausgelegt, die scharenweise durch die Strassen pilgern. Hotels, Restaurants, Souvenirshops und immerhin ein paar sehenswerte Galerien. Ich fülle Vorräte auf, hole Infos und campe später 40 km weiter im Wald. Die Plätze im Nationalpark sind längst ausgebucht (das Reservierungssystem öffnet schon 6 Monate im voraus), also muss ich längere Wege in Kauf nehmen. Übrigens Campingplätze: die staatlich kommunalen, meist ohne fließend Wasser und nur mit Trockenklo ausgestattet, kosten im Schnitt 30 USD. Privat geführte, mit Dusche usw., sind ab 60 USD zu haben, wobei es nach oben kaum Grenzen gibt. Da dürfen dann meist bis zu 6 Leute pro Stellplatz campen. Das ist preiswert für Familien, jedoch recht teuer für Einzelreisende wie mich.

11. Woche vom 6. bis 12. Juli 2023
Donnerstag sehr zeitig aufstehen und zum Grand Teton NP fahren. Unterwegs zeigt sich die bis zu 4.200 m hohe Bergkette, die sich wie aus dem Nichts in die Höhe schwingt, in ihrer ganzen Pracht. An der Mormon Row ein Bild von der meistfotografierten Scheune in der USA, malerisch mit den Bergen dahinter. Am Visitor Center vom NP stelle ich das Auto ab und fahre mit dem Rad weiter. Schön das Panorama so ganz in Ruhe genießen zu können. Nach der Scenic Drive Runde das Rad am Jenny Lake abstellen, wo der große Parkplatz längst überfüllt ist. Zu Fuß um den See herum zum Hidden Fall und Inspiration Point. Schön, aber nicht spektakulär. Die Pfade weiter rauf sind nach dem rekordverdächtigen letzten Winter nach wie vor gesperrt, schade. Auf dem Rückweg zum Moose Pond, wo wirklich zwei Elche im Wasser stehen. Klasse. Freitag Morgen das selbe Spiel. Mit dem Sonnenaufgang zur Oxbow Bend, doch Tiere sind da ebenso wenig zu sehen wie an den Willow Flats, wo derzeit wegen akuter Bärengefahr alle Pfade gesperrt sind. An der schönen Jackson Lake Lodge hat man durch die überdimensionalen Fenster einen tollen Blick auf die Berge. Heute erneut eine Radtour. Der Jackson Lake um die frühe Stunde noch spiegelglatt, das Panorama fast unschlagbar. Weiter zum Signal Mountain mit weiteren Eindrücken. Später dann mit dem Auto den NP im Norden verlassen und mit viel Glück an der Grassy Lake Road einen der vier möglichen Plätze am Snake River ergattern. Schön hier, abgesehen von den Mücken. An den Gazefenstern meines Campers hocken mindestens 100 davon und warten gierig auf ein wenig Blut.

in Jackson

*Panoramen vom Grand Teton Nationalpark

*Panorama Jackson Lake

Samstag im Morgengrauen rein in den Yellowstone NP, der sich fast nahtlos an den Grand Teton NP anschließt. In der Höhe ein frischer Morgen, nur 4°C. Kurze Einführung zum Yellowstone: praktisch die Caldera eines Supervulkanes, ca. 100km x 80 km groß, nur sehr wenige Strassen führen durch, keine Siedlung. Schon am West Thumb des Yellowstone Lake zischt, brodelt und qualmt es. Überall heiße Quellen, Fumarole und Geysire, von denen jedoch die wenigsten spektakulär ausbrechen. Einer der am zuverlässigsten ein Schauspiel bietet ist der Old Faithful im Upper Geyser Basin. Allerdings ist er weiträumig abgesperrt und die wahren Menschenmassen dort tun ihr übriges. Nett als er dann “pünktlich” ausbricht, nur kenne ich so was schon viel besser vom Strokkur in Island. Dafür lohnt der weitere Rundgang im Basin. Manche Geysire pumpen fast pausenlos kleine Fontänen sehenswert hervor, den Sawmill fand ich am besten. Die Teiche der heißen Quellen sind dank Bakterien und Algen farbig, egal ob Square Spring, Crested Pool oder Morning Glory. Letzterer war mal tiefblau, aber der Müll von Touristen, vor Jahren wurden zig Kilo davon heraus gefischt, hat Temperatur und Chemie so verändert das die verantwortlichen Bakterien abgestorben sind.

Crested Pool

 Old Faithful Geyser

Morning Glory Pool

sie haben es versucht...

 eine der zahllosen Quellen

Mittag fahre ich weiter, stehe aber bald im Stau. Lange an einer Strassenbaustelle, sowie vor überfüllten Parkplätzen oder bei Tiersichtungen, wo die Touristen für Fotos meist einfach auf der Strasse stehen bleiben. So wird mir die Zeit knapp, denn ich sollte bis 16 Uhr am Backcountry Office in West Yellowstone sein. Das schaffe ich nicht ganz, aber der nette Ranger macht für mich Überstunden. Die Erlaubnis fürs Zelten im Hinterland holen und die Belehrung nebst Video über mich ergehen lassen. Somit steht der Plan für die nächsten zwei Tage. Sonntag, wie inzwischen üblich, mit den ersten Sonnenstrahlen los. Erneut rein in den Nationalpark und dort weiter machen wo ich gestern aufgehört habe. So früh klappt das ohne Stau und Probleme. Auf dem Scenic Drive durch den Firehole Canyon zum Fountain Paint Pot. Auch hier vielfarbige Pools und kleine Geysire, der Red Spouter mit seinem Schlamm blubbert wie heiße Schokolade. Südlich davon das Highlight: Grand Prismatic Spring. Was für Farben in und an dem Pool! Ich brauche ihn gar nicht zu beschreiben, das Foto sagt alles. Dann in einem Bogen nach Osten. Die Gibbon Fälle liegen am Weg, dann das Norris Becken, erneut voller vulkanischer Aktivitäten. Das Porcelain Becken fast weiß vom Silikat, die Bäche orange und grün von ihren Bewohnern. So cool. Es ist echt schwierig das mit nur wenigen Fotos hier wieder zu geben.

Grand Prismatic Spring

Porcelain Basin

Silex Spring

wildes Bison am Mud Vulcano

Das der Nationalpark auch anderes bietet, zeigt er 20 km weiter am Grand Canyon des Yellowstone River. Tief hat sich der Fluß in das vielfarbige Gestein eingearbeitet und dabei zwei beeindruckend mächtige Wasserfälle hinterlassen. Ich laufe am Nordrand die Aussichtspunkte ab und fahre später zum Parkplatz vom Artist Point. Der Blick von da atemberaubend, nur passt das Licht nicht. Kein Problem. Ich packe den Rucksack, lasse das Auto stehen und laufe 4 km zum Ribbon Lake. Dank gestern geholter Permit darf ich hier campen, meine einzige Möglichkeit im Park zu nächtigen. Vor Ort ist da nur ein kleiner ebener Fleck auf dem Waldboden, kein Mensch weit und breit, dafür hungrige Mücken. Schnell das Zelt aufbauen und rein. Nach einer mäßigen Nacht zurück zum Auto. Unterwegs erstrahlt der Canyon im Morgenlicht so richtig. Im Camper frühstücken, das wäre am See mit den Mücken die Katastrophe gewesen, und erneut den Blick vom Artist Point genießen. Später halte ich am Lower und Upper Fall, die beide wild tosend zu Tal stürzen. Auf dem Weg nach Süden stehen auf den weiten Wiesen immer wieder Bisons, so schön. Das nächste aktive Gebiet am Mud Volcano, wo “duftende” Schwefelfumarole und Geysire voller Schlamm blubbern. An einem von ihnen suhlt sich gerade ein Bisonbulle. Genial! Allerdings müssen bald alle weg, denn der Bulle stößt aggressive Laute aus als sich ein Rivale nähert. Die Straße führt dann am Yellowstone Lake entlang und steigt im Verlauf zum Sylvan Pass an. Ich halte kurz davor und besteige auf steilen Pfaden den Avalanche Peak, 3.182 m hoch. Vom Gipfel eine tolle 360° Sicht auf den Nationalpark und Gipfel mit Schneeresten. Das war genug für heute. Ich verlasse den Yellowstone NP in östlicher Richtung und campiere 20 km weiter am Eagle Creek.

Blick vom Artist Point

der Canyon im Morgenlicht

 geniale Schlucht

Blick vom Avalanche Peak

 Lower Yosemite Fall

Noch etwas zur Tierwelt in der Gegend. Erstaunlich das die Tiere trotz dem vielen Verkehr, wenn auch nur auf den wenigen Strassen, recht unbeeindruckt ihre Bahnen ziehen. Ganze Bisonherden kreuzen manchmal in aller Seelenruhe die Strasse, wohl wissend das man ihnen Respekt und Raum zollt. Moose (Elch), Rotwild und Bären sind da schon schwerer zu “erwischen”, doch gelingt auch das. Vor allem zu Bären soll ein überaus komfortabler Abstand gehalten werden, bei meinem Foto waren sie 100m weit weg und noch ein Fluss dazwischen. Dank Kamera und Teleobjektiv sieht es näher aus. Kleine Nager trifft man praktisch überall. An Picknickplätzen werden sie leider trotz Hinweisschildern von Touristen gefüttert, wofür mir das Verständnis fehlt. Murmeltiere, Chipmunks, Eichhörnchen und andere “süße” Vertreter zaubern einem aber schon ein Schmunzeln ins Gesicht.

einige meiner Tiersichtungen aus den letzten Tagen

im Grand Teton und Yellowstone NP (National Park)

Dienstag fahre ich am Shoshone River entlang durchs Absaroka Gebirge. Als “schönste Strecke zum Yellowstone” (Roosevelt) bezeichnet sind die Berge ringsum zwar recht schön erodiert, das schmutzige Braun trifft aber so gar nicht meinen Geschmack. Nach 60 km am Buffalo Bill Reservoir mit seiner beeindruckenden Staumauer in einer engen Schlucht. Gebaut in den 1930ger Jahren eine bautechnische Herausforderung. Kurz darauf erreiche ich Cody, gegründet von Buffalo Bill himself. Die nette Stadt nach wie vor mit Westernflair. Im alten Hotel Irma steht noch immer die 16m lange Bar, ein Geschenk der damaligen englischen Queen. Täglich um 18 Uhr findet vor dem Hotel ein Shot-out statt. Die Vorführung in alten Kostümen mit simplen Requisiten ist vielleicht noch für ein paar Kinder nett, doch Wyatt Earp und Co. haben wohl schon zu viele Jahre auf dem Buckel. Über Nacht kann ich am Walmart Parkplatz stehen. Der ist wohl beliebt, denn außer mir nächtigen da noch 15 andere Wohnwagen/-mobile.

12. Woche vom 13. bis 19. Juli 2023
Nach einem Tag Pause, ein Reservoir neben der Stadt sorgt für die notwendige Erfrischung, werde ich Donnerstag betriebsam. Waschsalon, Visitor Center, Vorräte auffüllen, Internetrecherche. Da vergeht der Tag im Handumdrehen. Am Abend zum Rodeo Stadion, wo im Sommer täglich eine Show statt findet. Und die wird ihrem Namen mehr als gerecht. Zwei Stunden lang wird einem alles geboten was der Cowboy hergibt. Pferde- und Bullenrodeo; Geschicklichkeitsprüfungen mit Lasso, allein oder im 2er Team; Kälber einfangen; Jagdreiten usw. Echt genial. Mit der Kamera gelingen einige gute Aufnahmen, das Handy hat bei den Geschwindigkeiten keine Chance. Im Sattel blieb übrigens keiner lange und einige Jobs auf dem Feld waren echt gefährlich.

Jahrhundertalte Bar im “Irma”

gefährlicher Job

 Buffalo Bill, überall präsent

noch hält er sich im Sattel

 früh übt sich

Freitag verlasse ich Cody in Richtung Norden und biege nach 20 km zum Chief Joseph Highway ab. Der schwingt sich auf fast 2.500 m Höhe rauf in die Berge. Hinter dem Dead Indian Pass, einst Fluchtweg der Indianer vor der Armee, eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt über den Canyon und die Berge dahinter. Das ist definitiv meine Gegend. Ein Stück weiter überquert die Sunlight Bridge spektakulär die steile, sehr tiefe Schlucht. Da schluckt man schon etwas wenn man am Geländer in die Tiefe blickt. Am Nachmittag erreiche ich den Beartooth Highway und finde nur wenige Kilometer weiter einen idealen Camperspot am Clarks Fork Yellowstone River. Schattenspendende Bäume, natürliche Pools im erfrischenden Fluss und der Blick auf Index und Pilot Peak. Was brauche ich mehr. Das gegen Abend zahlreiche Moskitos auftauchen war klar, stört mich im Camper aber kaum

*Panorama Chief Joseph Highway

am Beartooth Highway

 auf der Sunlight Bridge

*Panorama Beartooth Pass

 ein Poser, nicht aus Plüsch

Samstag auf dem Beartooth Highway nach Osten. In der Richtung bin ich der Einzige, fast alle fahren entgegengesetzt zum Yellowstone NP. Der Highway steigt bis zum Pass auf 3.336 m Höhe. Trotz Sonne ist es kühl da oben, ein kräftiger Wind pfeift ums Eck. Davon abgesehen eine atemberaubende Tundralandschaft weit oberhalb der Baumgrenze. Kaum Bewuchs, aber durch viele Seen, Buschwerk und Felsen wirkt es keineswegs karg. Toll. Am Gardner Lake wende ich und halte auf dem Weg zurück für kurze Wanderungen. An so einem schönen Wochenende sind auch unzählige Biker unterwegs. Bei der Vielzahl sehenswerter Motorräder ist eine außergewöhnliche Harley hier und heute etwas ganz normales. Meine große extra Schleife über Cody und die beiden Scenic Highways hat sich echt gelohnt. Den wunderschönen Tag beende ich wieder am idealen Stellplatz am Fluss.

am Beartooth Highway

so viele (tolle) Motorräder

 umgerechnet 3.336 m

Long Lake

 Lake Creek Falls

Sonntag zeitig aufstehen und in den Yellowstone Nationalpark fahren. Der ist, wie schon gesagt, riesig groß. Heute komme ich im Nordosten zuerst ins Lamar Valley, wo große Bisonherden leben. So früh sind sie noch nah an der, um diese Zeit, wenig befahrenen Straße. Grandios anzusehen wie sie in aller Seelenruhe über die Wiesen streifen. Dann zu den Calcite Springs, dem Tower Fall und dem Petrified Tree, ein versteinerter Redwood Baumstumpf, ca. 5 m hoch. Nachmittag erreiche ich Mammoth Springs, ein weiteres aktives Vulkangebiet. Die großen Sinterterrassen trocknen leider seit Jahren immer weiter aus, sind aber nach wie vor sehenswert. Ausgefallenes Kalziumkarbonat hat ganze Hänge leuchtend weiß gestaltet, auch andere Mineralien hinterließen ihre Farbspur. Als ich gerade dort bin läuft ein Reh gemächlich über die Terrassen und nimmt in einem der Teiche sogar ein Bad. Tolles Fotomotiv! Über Gardiner verlasse ich endgültig den Yellowstone Nationalpark, der weit mehr geboten hat als ich mir je erträumt habe. Im nun weiten und baumlosen Tal staut sich die Hitze und ich sehne mir Abkühlung herbei. Die gibt es außerhalb vom Nationalpark bei Carbella an einem kostenlosen Campingplatz direkt am Fluss. Montag starte ich kurz nach Sonnenaufgang und fahre 60 km bis Livingston. Frühstück gibt es erst hier, ich hatte meine Vorräte so weit aufgebraucht. Die Kleinstadt sehr angenehm mit einem großen Park am Fluss. Um all die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten bleibe ich hier, bummle durch die Strassen und mache mir Gedanken wie es weiter gehen soll. Aus Mangel an Gelegenheiten verdrücke ich mich nachts in eine der Seitenstrassen, was in den USA schwierig ist. Es reiht sich Grundstück an Grundstück und Einheimische sind schnell nervös wenn ein fremdes Auto vor dem Haus steht. Auf öffentlichen Parkplätzen ist das Parken über Nacht meist verboten, unzählige Kameras sorgen dafür das die Vorschriften eingehalten werden. Manchmal ist es ein schwieriges Land für unabhängige Reisende wie mich.

Bisonherde im Yellowstone NP

manchmal ist es zu einfach...

Sinterterrassen, weiß oder farbig, je nach Mineraliengehalt

Sinterterrassen

in Livingston

beim Baden erwischt

Livingston, Fotogalerie

Nach einer ruhigen und ereignislosen Nacht fahre ich Dienstag 40 km weiter nach Bozeman. Die beworbene “Altstadt” ist sehr klein und nach 10 Minuten gesehen. Der Rest lädt kaum zum längeren Verweilen ein. Eigentlich hatte ich geplant nun langsamer und in kleineren Schritten zu reisen, doch die Wettervorhersage treibt zur Eile an. Es wird die nächsten Tage bis zu 40°C heiß, auch die Nächte sind trotz 1.300m Höhe kaum erholsam. Sogar meine Telefone verlangen gekühlt zu werden, ansonsten spielen sie nicht mehr mit. Also weiter. Nach 110 km am Cottonwood Campingplatz. Der ist kostenlos, bietet aber auch nur ein Trocken WC und leider jede Menge Moskitos. Mittwoch früh nach Helena, die Hauptstadt von Montana. Der Bundesstaat ist ungefähr so groß wie Deutschland. In Helena leben 30.000 Leute, das zeigt die Einwohnerdichte im Nordwesten der USA. Aber eine schöne Stadt mit sehenswerten Villen im alten Stadtteil und einer sehr entspannten Atmosphäre, selbst nah dem Regierungsviertel.

13. Woche vom 20. bis 26. Juli 2023
Donnerstag steht nach einem schönen Stadtbummel ein Besuch vom hiesigen Capitol an. Keine Sicherheitskontrolle und freier Zugang zu fast allen Räumen: wie gesagt sind hier alle ganz entspannt. Der Bau ist sehenswert, vor allem wenn man bedenkt wie klein und eigentlich unbedeutend Helena ist. Mittag auf der Interstate 15 weiter nach Norden. 60 km weiter biege ich auf die Recreation Road ab. Die begleitet den hier noch recht schmalen Missouri durch einen schönen Canyon. Das macht Spaß.

Bozeman

Helena, Villenviertel

Helena, das Capitol vom State Montana

Am späten Nachmittag muss ich ein Stück zurück und weitere 120 km fahren. Die Landschaft nun wieder sehr eintönig, Prärie und Felder. Da hatte ich mir weit mehr Wälder vorgestellt. Der erneut heiße Tag findet am Freezeout Lake sein Ende. Ein Stück weg vom State Highway 89 wie auch von Ortschaften ist es ruhig und friedlich, weswegen hier viele Vögel nisten bzw. beim Durchzug rasten. Ich bleibe als Einziger über Nacht und kann den spektakulären Sonnenuntergang ganz allein genießen.

Montana, teils recht eintönig

Freitag früh sind es 20 km zur Kleinstadt Choteau. Da stehen im City Park große, schattenspendende Bäume, genau richtig fürs Frühstück. Hier kann man für 10 USD die Nacht campen, ohne festgelegte Plätze schön im Schatten an einem klaren Bach. Nebenan ein WC mit fließend Wasser und die Bibliothek 200 m weiter bietet WLAN. Gute Gründe hier zu bleiben und die Hitze abzuwarten. Am Nachmittag sind 38°C im Schatten. Da sitze ich am/im Bach und bewahre wenigstens kühle Füße.

abends am Freezeout Lake

Samstag passiert nichts. Bald knacken wir die 35°C und ich entscheide mich zu bleiben. Sonntag Nachmittag fahre ich 60 km weiter. Erneut ist es heiß, ab Dienstag soll es kühler werden. Die Temperaturen überraschen nicht ganz. Die kanadische Grenze als nördlichster Punkt der USA (ohne Alaska) liegt auf der geografischen Breite von unserem Regensburg. Hingegen kann sich der Süden des Landes mit Assuan, Ägypten, die Hand reichen. Zurück zur Reise: auf Google Earth habe ich bei Dupuyer einen kleinen Park entdeckt und stelle vor Ort fest das man da auch übernachten darf. Am nächsten Tag weiter auf der 89 nach Norden. In Browning eigentlich Vorräte aufstocken, doch die beiden Supermärkte mit erbärmlichem Angebot. In East Glacier das Gleiche, da muss ich mich die nächsten Tage einschränken. Südlich vom Glacier NP der Halt am Red Creek Campground. Die Rezeption im Moment unbesetzt, also einen freien Platz suchen und Pause machen. Eine Stunde später taucht die Polizei auf, sagt der Platz wäre geschlossen und ich müsste abfahren. Keine weitere Erklärung, aber da ist was passiert, bald tauchen 6 weitere Polizeiautos auf. Ich fahre nach East Glacier und vertreibe mir dort die Zeit. Spät parke ich außerhalb an der Strasse zum Nationalpark, die nachts praktisch nicht befahren wird. Dienstag zeitig los, ab 6 Uhr ist für den Glacier Nationalpark ein Zeitticket nötig, welche online verlost werden. Ich bin rechtzeitig vor Ort und frühstücke am Two Medicine Lake. Später eine Wanderung zum Two Medicine Pass. Unterwegs der schöne Rockwell Fall und Colbalt Lake. Oben am Pass Wind mit 120 km/h Spitze. Der haut mich fast um. Schöner Ausblick, nur die Befürchtung das es mir das Handy aus der Hand reißen könnte. Spät die Rückkehr nach East Glacier, wo ich mich heimlich, still und leise auf den Parkplatz des Placier Park Lodge Hotels stelle. Am Mittwoch einige Sachen erledigen, die digitale Technik macht Probleme, und in einem 80 km Bogen zum nördlichen Eingang, auch eine Sackgasse, vom Nationalpark fahren. Ab 15 Uhr braucht man kein Zeitticket mehr. Ich schaffe heute noch den Trek rauf zum Upper Grinnell Lake. Mir kommen bestimmt 100 Leute entgegen, dafür bin ich dann am See ganz allein. Eine tolle Landschaft, wenn auch vom Gletscher kaum was übrig ist. Beim Abstieg sehe ich zwei Big Horn Sheep, die nach dem Touristen Trubel tagsüber langsam wieder hervor kommen. Weil es gestern so gut geklappt hat, parke ich auch heute vor Ort an der großen Many Glacier Lodge. Die Campingplätze im Park sind schon seit Wochen ausgebucht und leider keine Option für mich.

Two Medicine Pass, Glacier NP

im Many Glacier Gebiet

Upper Grinnell Lake/Gletscher

Big Horn Shep (Ram)

14. Woche vom 27. Juli bis 2. August 2023
Donnerstag kann ich etwas länger schlafen, ich bin ja, wenn auch nicht ganz legal, schon im Nationalpark. Schöne Sicht über das Hotel und den Swiftcurrent Lake, blauer Himmel und angenehme Temperatur. Auf zur nächsten Wanderung. Bei der baut sich vor mir langsam eine riesige Felswand auf, spektakulärer Hintergrund vom angestrebten Iceberg Lake. Darauf schwimmen wirklich “Eisbergchen”. Abgesehen davon eine atemberaubende Landschaft oberhalb der Baumgrenze, schöne Belohnung für den anstrengenden Aufstieg. Am Abend zur Entspannung um den Swiftcurrent Lake spazieren. Dabei taucht ein wirklich großer Elch auf, der neben dem Wanderweg geruhsam sein Abendessen einnimmt. Stark. Leider habe ich nur das Handy dabei, mit dem Teleobjektiv der Kamera wären ganz andere Fotos möglich gewesen.

an der Many Glacier Lodge

imposante Felswand

Iceberg Lake

ungefährlich für die Titanic

Nach der nächsten, problemlosen, Nacht an der Many Glacier Lodge halb fünf aufstehen und 35 km zur Going-to-the-sun Road (die heißt wirklich so) fahren. 8 km hinter dem Eingang zum Glacier NP halte ich an einem Picknickplatz und mache Frühstück. Ich lasse mir Zeit, die Wolken hängen tief und grau in den Bergen. Nach acht fahre ich weiter und komme 300 m weiter zu einem mobilen Checkpoint. Hier, und nicht am Parkeingang, wird das Zeitticket kontrolliert, das ich leider nicht habe. So ein Mist! Das Frühstück nur etwas weiter und keiner hätte was sagen können. So muss ich bis 15 Uhr warten um auf der einzigen Strasse durch den Glacier NP zu fahren. Das Wetter wird langsam besser. Um drei endlich los. Leider ist der Verkehr sehr dicht, es geht nur langsam vorwärts und die Parkplätze an den Aussichtspunkten sind brechend voll. So macht das keinen Spaß. Außerdem ist die Strecke längst nicht so sehenswert wie erhofft, da kenne ich Routen durch die Alpen die spektakulärer sind. Spät halte ich für eine Wanderung rauf zum Swiftcurrent Mountain. Der ist anstrengende 2.571 m hoch. Am Gipfel stürmischer Wind, wenn auch nicht so schlimm wie letztens. Nach dem Abstieg sind es weitere 40 km bis West Glacier, davon 15 km wüste Schotterstrecke die nirgends erwähnt wird. Müde und entnervt finde ich erst in der Dunkelheit eine Übernachtungsmöglichkeit.

mit Geduld erwischt

 ein riesiger Elch

Blick vom Gipfel des Swiftcurrent Mountain über den Glacier NP

Nach einer mäßig erholsamen Nacht im nahen Columbia Falls frühstücken. Dort finde ich eine Autowäsche nebst Waschsalon, beides wird dringend gebraucht. Nachmittag ist alles erledigt und ich kann weiter. Auf 300 m Höhe sind nun wieder über 30°C, nicht meine Wohlfühltemperatur. Neben dem Flathead Lake auf der überraschend stark frequentierten 35 nach Süden. Vorräte in Polson auffüllen und weiter. Hinter dem Abzweig auf die 200 wird die Landschaft im Flusstal sehenswert. Nach 230 km campe ich wie einige andere am Clark Fork River. Sonntag bin ich bald auf der Interstate 90 in Richtung Westen. Unterwegs an der 50.000 Dollar Bar halten, wo wirklich so viele Silberdollar in Holz eingepasst die Wände verzieren. Später die Uhr eine Stunde zurück drehen, ab Idaho gilt West Coast Time. Nachmittag in Coeur d’Alene, ein durchaus schöner Ort am gleichnamigen See. Das dortige Ressort hat den weltweit längsten schwimmenden Boardwalk (1 km lang) und viele überdachte Bootsanlegestellen. Luxus pur. Ich geselle mich zu den “normalen” Leuten an den Seestrand und genieße einen schönen Abend. Montag weiter. Es ist das Wetter was mich treibt. Vor den nächsten Bergen liegt eine 600 km breite Ebene, da sind wieder 35°C gemeldet. Mittag eine Pause in Spokane, 1974 als bisher kleinste Stadt EXPO Gastgeber. Im Zentrum die großen Wasserfälle vom gleichnamigen Fluss, daneben der modifizierte EXPO Pavillon; viele Skulpturen; das Looff Karussell, original und handgeschnitzt von 1909; und im legendären Davenport Hotel wird noch die Grandessa aus alten Tagen zelebriert.

*Panorama Coeur d’Alene

Spokane

Looff Karussell von 1909

im alten Davenport Hotel

Am Nachmittag weiter. Die nächsten 140 km werden von einer sehr eintönigen Landschaft begleitet, riesige Felder und Wiesen unter einem milchig dunstigem Himmel. Manchmal kleine Dörfer, weit draußen immer wieder einsame Farmhäuser. Nur schwer vorstellbar da zu leben. Am frühen Abend dann in Grand Coulee, wo der landesweit größte Staudamm, gemessen am Volumen, den 250 km langen Lake Roosevelt erschaffen hat. All das Wasser kommt in dieser trockenen Gegend mit dem Columbia River aus Kanada. Nachts werden für eine halbe Stundedie Überlauftore geöffnet, so das das über die Mauer sprudelnde Wasser eine riesige Projektionsfläche für die Lasershow bietet. Das gezeigte Programm etwas altbacken, trotzdem eine tolle Erfahrung.

Oldy but Goldy

Lasershow auf dem Staudamm

der Grand Coulee Staudamm

Damm Tour: Generatorenraum

Das Grand Coulee abseits der Touristenpfade liegt sieht man am nächsten Morgen. Pünktlich bin ich für die 9 Uhr Führung am Staudamm - und heute der Einzige. Somit bekomme ich, nach dem Sicherheitscheck a la Flughafen, von Ralph eine VIP Runde über das Gelände bis tief in den “Keller” des Megabauwerkes. Der Staudamm ist im Land der größte Einzelerzeuger von Strom und produziert so viel wie sechs Atomkraftwerke. Beeindruckend, vor allem weil beim Bau in den 1930ger Jahren das Bewässern im Vordergrund stand. Heute versorgt man rund 3.000 km² Ackerland mit dem Wasser. Mittag breche ich auf und fahre weiter gen Westen. Omak und Okanogan liegen am Weg, bis ich auf die 20 abbiege und so langsam an Höhe gewinne. Der Loup Loup Campground, auf 1.300 m Höhe, wird mein nächster Halt. Eine angenehme frische Brise und der irre Kiefernduft, das regt zum Bleiben an. Mittwoch weiter dem State Highway 20 ins Methow Valley folgen. Der Ort Winthrop ganz im Western Flair, nur die geparkten Autos vermiesen die Sicht auf alte Gebäude. Danach geht es hinein in die Bergwelt der North Cascades. Station mache ich am Lone Fir Campground und erstürme gleich mit dem Rad den nahen Washington Pass.

echtes Westernfeeling in Winthrop

Blick vom Early Winter Spires

Schneeziege, eigentlich scheu

15. Woche vom 3. bis 9. August 2023
Die Nacht auf dem Campingplatz wenig erholsam. Ab 3 Uhr früh feiern anscheinend Nager auf meinem Dach so laut eine Party das ich kaum schlafen kann. Vertreiben ließen sie sich nur wenige Minuten. Beim Frühstück stelle ich fest das sie gestern wohl sogar im Auto waren als es länger offen stand, denn Äpfel und Bananen sind angeknabbert, ein starkes Stück. Ich fahre heute rauf zum Washington Pass und wandere zum schönen Blue Lake. Nett, aber das reicht mir nicht. Also auf dem steilen Pfad für Bergsteiger rauf zum Early Winters Spires. Vom Sattel ein toller Blick in die North Cascades und die Begegnung mit scheuen Schneeziegen. Am Nachmittag eine Wanderung rauf zum Maple Pass. Die meisten machen das früh morgens, weshalb ich nur wenigen Leuten begegne. Vom 2.000 m hohen Pass ein gigantisch schöner Ausblick bei strahlend blauem Himmel. Wow, was für ein geniales Panorama. Vorbei am Rainy Lake zurück zum Camper. Aus Mangel an Gelegenheiten bleibe ich nachts gleich auf dem Parkplatz, was weder erlaubt noch generell verboten ist. Nach einer ungestörten Nacht riecht man Freitag Morgen schon das es irgendwo brennt. Unterwegs am Happy Creek Walk halten, wo alter, ursprünglicher Wald seine Größe und Vielfalt zeigt. Am Ross Lake sind dann schon Wanderwege gesperrt und vom wohl wunderschönen Diablo Lake ist im Rauch des Waldbrandes nichts zu sehen. Das Feuer “frisst” sich gerade über den Sourdough Mountain, auf den ich heute wollte. Immerhin scheint die Feuerwehr alles im Griff zu haben. Ich fahre 15 km zurück und verbringe den restlichen Tag am schönen Canyon Creek.

Blick vom Maple Pass

 Happy Creek Walk

*Panorama North Cascades

Diablo Lake im Rauch des Feuers

Samstag früh liegen deutlich sichtbar Ascheflocken auf dem Auto. Kein Fahrzeug kommt mehr vorbei, das bedeutet nichts Gutes. Ich fahre erneut zum Diablo Lake. Der Rauch ist dicker geworden und Tafeln informieren wie sich das Feuer ausbreitet. Der Sourdough Mountain ist großzügig abgesperrt und Highway 20 an beiden Eingängen zum Nationalpark geschlossen. Akute Gefahr für mich und die wenigen die noch da sind besteht nicht, aber zu bleiben ist keine Option. Sehr schade, aber nicht zu ändern. Ich halte unterwegs in Newhalem, Marblemount und Rockport, aber die winzigen Orte mit unangenehmer Atmosphäre. Das fanden auch Kanadier die ich traf so. In Concrete wird es besser. Netter Ort, mal neben dem Highway und nicht “darauf”. An der Bibliothek WLAN, das hilft voraus zu planen. Überraschend: westlich der Berge kann man selten Frei stehen (dispersed Camping). Da muss mir was für die Nächte einfallen. Heute bleibe ich in Concrete (zu deutsch: “konkret” oder “Beton”).

Klassiker, fährt wohl noch

Am Parkplatz keine Verbotsschilder, das sollte passen. Sonntag fahre ich Mittag weiter nach Sedro-Woolley. Einkaufen, Tanken und den Nachmittag am schönen Clear Lake verbringen. Da ist es abends herrlich ruhig, somit habe ich den nächsten Platz zur Nacht gefunden. Montag einige nahe Städte besuchen. Ganz nett, mehr aber auch nicht. Nebenbei die nächste Ziele planen und meine Homepage voran bringen. Tags darauf eine Radtour auf dem Chuckanut Drive am Meer entlang. Gut beworben hält

mehr Klassiker

die Tour nicht was versprochen ist. Selten der Blick aufs Meer oder eine wilde Küste, meist nur Felder oder dichter Wald. Am Nachmittag mit dem Auto ins Künstlerdorf La Conner. Das ist eher erwähnenswert. Am Puget Sound gelegen wird es maritim, auch wenn der offene Ozean noch weit weg ist. Nette kleine Läden und Galerien, ein schöner Park und trotz Saison recht wenig Besucher, das gefällt mir. Übernachtet wird am Kanal mitten im Zentrum, wo es schon vor Sonnenuntergang ruhig ist. Mittwoch sind es nur 30 km bis Anacortes auf der Insel Fidalgo, zu der man über eine kurze Brücke gelangt. Große Marinas, ein Fährhafen und am Westende der tolle Washington Park. Dort spaziere ich an der wilden Küste entlang und sehe Erdbeerbäume, deren Stamm eine krasse Farbe hat. Nach dem tollen Sonnenuntergang ums Eck an einer ruhigen Marina das Auto parken.

La Connor

Anacortes, Washington Park

Sonnenuntergang in Gold

junger Erdbeerbaum

16. Woche vom 10. bis 16. August 2023
Donnerstag bleibt das Auto in Anacortes. Ich fahre mit dem Rad zum Fährhafen und mache heute Insel Hopping auf den San Juan Islands. Die wenigsten der über hundert Inseln im Puget Sound sind bewohnt und nur zwischen den vier größten besteht Fährverkehr. Leider macht es einem der Fahrplan schwer mehrere Inseln zu besuchen. Mein toller Plan gerät dann ins Wanken, weil die Fähren teils ordentlich Verspätung haben. Für jemand der Schweizer Pünktlichkeit bei Schiffen (Vierwaldstätter See) gewohnt ist, keine gute Erfahrung. Also das Programm kürzen und eine Insel komplett streichen. Auf San Juan Island radle ich um den Südteil herum zur Finlason Ridge mit toller Sicht bis hin zum Cattle Point und weiter zum Lime Kiln Point. Da hat man die Chance Wale von Land aus zu sehen, was heute leider nicht passiert. Trotzdem eine schöne Ecke mit Leuchtturm und dem Blick auf Vancouver Island, Kanada, nur 12 km entfernt. Weiter nach Orcas Island und dort zum Ship Peak auf dem Turtleback Mountain mit Sicht auf die bewaldete Inselwelt. Erst am Abend bin ich wieder in Anacortes.

Inselhopping mit der Fähre

Lime Kiln Point

schöne Häuser auf den Inseln

entspannte Schifffahrt

Am nächsten Tag, bei erneut tollem Wetter, zuerst auf den Mt. Erie wandern. Vom 380 m hohen Gipfel hat man einen schönen Blick auf Fidalgo Island. Weiter zum Deception Pass, ein sogenannter Salzwassercanyon. Darüber führt eine Brücke zur großen Insel Whidbey. Im dortigen State Park kaufe ich den Discovery Pass, der für 30 USD ein Jahr lang Zugang zu allen Washington State Parks erlaubt. Beim üblichen Tagespreis von 10 USD ein echter Deal. Den restlichen Tag verbringe ich an den schönen Stränden und Buchten im State Park. Erst spät die Weiterfahrt ins 20 km entfernte Oak Harbour um dort über Nacht zu bleiben

Blick vom Mt. Erie

Deception Pass

schöne Buchten

Strandkunst

Samstag Vormittag sind es nur wenige Kilometer zum Fort Ebey State Park am Westufer der Insel. Alte Bunkeranlagen und die Sicht über den Sound halten mich da ein paar Stunden. Nachmittag weiter nach Coupeville. Am Ortstrand der Price Sculpture Forest, wo schöne und interessante Skulpturen einen Pfad durch den Wald säumen. Einige Objekte muss man richtig gehend suchen. Das ist direkt mal moderne Kunst die mir gefällt. Passend dazu findet im Coupeville gerade dieses Wochenende ein recht großer Kunstmarkt statt. Um die 100 Aussteller zeigen von Trödel bis Kunstwerk ihre Produkte. Nur schade das hinter den Verkaufsständen die alten Fassaden des Dorfes verschwinden. Beim abendlichen Rundgang ist es schon sehr ruhig im Ort, so verwundert es kaum das mir in den Strassen ein Reh begegnet. Der Town Park gleich nebenan wird mein nächstes Nachtlager.

Willkommen in Coupeville

im Price Sculpture Forest

Seebrücke Coupeville

gar nicht so scheu

Sonntag ein Ausflug nach Ebey’s Landing. Das große Grundstück als Geschenk früher Siedler nun State Park. Vom Steilufer ein freier Blick aufs Meer und die gegenüber liegende Olympic Halbinsel, mein nächstes Ziel. Um dahin zu kommen brauche ich die Fähre. Vor Ort gilt festzustellen das man die reservieren sollte, um nicht als “Stand by” einige Überfahrten zu verpassen. Doch dabei bin ich längst nicht der Einzige. Die Wartezeit verkürze ich mit einem Spaziergang zum Fort Casey State Park, praktisch liegt der genau nebenan. Auch hier alte Militäranlagen, gebaut um 1910. Ihren Zweck, die Verteidigung vom Großraum Seattle, mussten sie nie beweisen. Mit der 14.45 Uhr Fähre hinüber nach Port Townsend. Sehenswerte Stadt mit alten Ziegelbauten, dazu schöne Villen auf dem Steilufer oberhalb, da macht spazieren gehen Spaß. Neben der recht kleinen Marina des Ortes darf man auf dem ruhigen Parkplatz 24 h stehen bleiben, das nehme ich neben einigen “Kollegen” gern als Übernachtungsplatz an.

Olympic Peninsula

 Ebey’s Landing

alte Villen über der Stadt

 Port Townsend

schöne Marina

Montag ist das Wetter nach wie vor schön und es sind wieder 32°C. Nach der Nutzung eines Waschsalons fahre ich Mittag weiter und stehe bald auf dem je Richtung nur einspurigen Highway 101 im Stau. Es geht nur im Schneckentempo vorwärts. Nach einer Stunde ein Schild: Brückenbau und Ampelregelung in 5 Meilen (8 km!). Eine Umfahrung ist bei den wenigen Strassen hier nicht möglich, aber Dank maps.me kürze ich als einer der wenigen 7 km Stau ab. Das hat mir wohl fast 2 Stunden erspart, doch am Ziel in Sequim ist nicht mehr viel vom Tag übrig. Tags darauf muss ich mich um mein Smartphone kümmern, das sich nicht mehr richtig einloggt. Im T-Mobile Shop braucht der Spezialist einige Zeit um das ungewöhnliche Problem zu lösen. Dann zum Dungeness Spit. Diese Sandbank, ein Naturschutzgebiet, ragt inzwischen 8 km ins Meer und wächst jährlich weitere 5 m. Abgesehen von einigen Vögeln die man hier beobachten kann, reicht die heutige Sicht bis zum 120 km entfernten Mt. Baker.

den Stadtplan immer dabei ;-)

Dungeness Spit

Ozean, Leuchtturm, Mt. Baker

Strandjäger

Mittwoch nach dem Frühstück ins 35 km entfernte Port Angeles fahren. Im Olympic National Park Visitor Center werde ich, wie auch viele andere, davon überrascht das die Hurricane Ridge Road für drei Tage geschlossen ist. Echt schade, vor allem bei dem tollen Wetter mit bestimmt genialer Weitsicht. Als Alternative radle ich ins Elwha Tal. Schöne Strecke, an deren Ende der Spillway Overlook wartet. Es stehen noch Reste der alten Staumauer, die ab 2011 zurückgebaut wurde. Umweltgruppen haben das Ende des Stausees durchgesetzt, so das neben der Renaturierung auch wieder viele Lachse die Flussläufe bevölkern.

17. Woche vom 17. bis 23. August 2023
Donnerstag ist die Hurricane Ridge Road noch gesperrt. Ich will unbedingt da rauf, also den Tag in der Gegend verbringen, was einigermaßen sinnvoll gelingt. Am nächsten Morgen kann ich endlich die sportliche Herausforderung angehen: mit dem Rad von Meereshöhe ganze 35 km bergauf zum 1.757 m hohen Hurricane Hill. Die Steigungsrate geht, aber es ist halt eine recht lange Strecke. In knapp zwei Stunden bin ich oben und ernte Beifall von denen die mit dem Auto gekommen sind. Davon abgesehen entfaltet sich eine tolle Sicht über große Teile des Olympic Nationalparks, auch wenn der Rauch von entfernten Waldbränden etwas stört. Nach der körperlichen Anstrengung trifft es sich das in Port Angeles ein Hallenbad steht. Der heiße Whirlpool dort hilft beim Entspannen ungemein. Nachts weckt mich leider auf dem herrlich ruhigen Hospital Parkplatz die Security. Auch wenn da keine Verbotsschilder stehen, weisen sie mich freundlich darauf hin das ich hier nicht parken darf. Also was anderes suchen.

das war mal ein Stausee

ökologischer Rückbau

Hurricane Ridge Road

*Panorama Olympic NP

Nach einer doch noch erholsamen Nacht fahre ich Samstag weiter. Das Reisetempo ist derzeit niedrig und die Distanzen recht kurz, das tut auch mal gut. 30 km weiter liegt der große Crescent Lake, wunderbar zwischen den Bergen eingebettet. Ich laufe zu den Marymere Falls, doch die sind kaum sehenswert, was auch am fehlenden Wasser liegen kann - es hat hier seit Wochen nicht richtig geregnet. Als nächstes die anspruchsvolle Wanderung hinauf zum Mount Storm King. Viel Staub und schwieriges Terrain, was manch ungeübten Wanderer fast verzweifeln lässt. Lohn der Mühe: der geniale Blick auf den Crescent Lake. Noch ein Bad im See und weiter zum Bear Creek Campground. Mit meinem Discover Pass darf ich da kostenlos campieren. Sonntag halte ich in Forks, schriftstellerisch das Epizentrum der “Twilight” Saga. Der Ort macht wenig her, zieht aber nach wie vor Fans an. Ich starte von hier mit dem Rad an den Ozean nach La Push. Oh je, das Dorf ist echt deprimierend. Dafür sind die Strände toll. Der Rialto Beach ist für mich der Beste. Trotz schwierigen Lichtverhältnissen mit Küstennebel und Rauch setzen die Felsen vor der Küste die Akzente. Man kann hier auch, das ist selten, am Strand campieren, was letzte Nacht wohl viele machten.

der Crescent Lake

wilde Küste im Gegenlicht

Rialto Beach

*Panorama Rialto Beach

Nachmittag fahre ich mit dem Auto weiter und finde auf dem Weg in den Hoh Forest eine schöne Stelle zum Übernachten am Hoh River. Montag Morgen ist es dann nicht mehr weit zum Hoh Rain Forest Visitor Center im Olympic NP. Die frühe Stunde hat den Vorteil das erst wenige Besucher da sind, was dem Wald seine ganze Magie lässt. Der nordische Regenwald hier ist dicht, bemoost, voller Flechten und trotz derzeitig geringer Niederschläge intensiv grün. Das sieht so märchenhaft aus das ich mich nicht gewundert hätte einen Hobbit zu sehen ;-). Die Hall of Mosses mit der Maple Grove ist das fototechnische Juwel, doch hier führt praktisch jeder Weg durch einen Wald der mich immer wieder staunen lässt. Abends ergattere ich einen der wenigen Plätze auf dem, mit Discover Pass kostenlosen, Minnie Peterson Campground und schlafe unter dick bemoosten Baumriesen.

im Hoh Rainforest

Maple Grove

der reinste Märchenwald

Dienstag verlasse ich den Hoh Forest und komme wieder auf die 101, ihres Zeichens einzige Strasse rund um die 130 x 130 km große Olympic Halbinsel. Da fährt man lange und viel durch Wald, Wald und Wald. Heute allerdings komme ich vor Kakaloch an den Ozean. Ruby Beach und Kalaloch Beach sind recht schön, wenn auch nicht spektakulär. Der Küstennebel tut sein übriges um den Eindruck zu schmälern. Am Südende der langen Strände will ich campen, aber der “Zeltplatz” ist nur ein staubiger Weg an dem links und rechts fast lückenlos Autos stehen. Außer Toi Toi Häuschen keinerlei Anlagen. Dafür 20 USD? Da stelle ich mich lieber heimlich still und leise an die Kalaloch Lodge. Es fängt dann an zu regnen und die Gegend versinkt in trüber Tristess

fotogener Nurse Tree

uralte Baumriesen

Ruby Beach

Kalaloch Beach

Mittwoch beginnt der Tag stark bewölkt, es reißt aber bald auf. Nach dem Frühstück weiter auf der 101 in südlicher Richtung. 50 km später lichtet sich der Wald am Lake Quinault. Die Lodge am Seeufer wurde 1926 gebaut und versprüht nach wie vor den Charme der damaligen Zeit. Ringsum führen Wege und Pfade in den Regenwald hinein. Der ist hier weniger spektakulär wie im Hoh Rainforest, aber durchaus interessant und schön genug für ein paar Stunden. Am Weg auch ein wahrer Baumriese, die Sitka Tanne gilt als wohl Größte ihrer Art. Abmaße auf dem Foto daneben, die Angaben in “Fuß”. Den inzwischen sonnigen Tag lasse ich am See ausklingen. Die Lodge kann nur verhältnismäßig wenig Leute unterbringen, so ist es bald ruhig und friedlich.

die Quinault Lake Lodge, auch innen sehenswert

im Regenwald

als Sitka Tanne ein Weltmeister

18. Woche vom 24. bis 30. August 2023
Donnerstag weiter auf der 101. Nach einem erneut trüben Morgen erobert die Sonne so langsam den Himmel und es werden wieder 30°C. Ab Hoquiam so was wie die Rückkehr in die Zivilisation. Ich fülle Vorräte auf und fahre ins nahe Aberdeen, eine der ersten Siedlungen die im Westen der USA gegründet wurde. Oh je, was für eine deprimierende Stadt. Anscheinend haben viele der Häuser seit Jahrzehnten keine neue Farbe mehr bekommen und man spürt förmlich so etwas wie Verzweiflung. Da hilft auch kein Hinweis auf den bekanntesten Sohn der Stadt, Kurt Cobain/Nirvana. Der kleine Memorial Park am schlammigen Fluss, unter dessen Brücke wie zu seiner Zeit Obdachlose wohnen, ist da bezeichnend. Ich fahre bald 50 km weiter bis South Bend. Der kleine Ort am Willapa River recht angenehm, das Pacific County Corthouse zeugt von einer bedeutenden Historie. Am nächsten Tag ist erneut die 101 meine Strecke. Vor der “Grenze” zu Oregon biege ich nach Longbeach ab. Die Stadt wirbt mit dem längsten Strand der Welt, 28 Meilen lang. Komisch, da gibt es doch den 90-Mile-Beach in Neuseeland... In Longbeach findet derzeit ein großes Kite Festival statt. Klasse. Am Strand sieht man viele bunte Drachen, teils bis zu 15 m lang. Daneben immer wieder Wettbewerbe, wo unter den Augen der Preisrichter Figuren zu fliegen sind, auch mit Musikbegleitung. Ein echt cooles Festival. Abends steigen dann sogar beleuchtete Drachen in die Luft, das macht noch mal besonders Eindruck. Am Nachmittag unterbreche ich die bunte Zeit am Strand und fahre ans nahe Cape Disappointment. Zerklüftet und felsig thront es über der Mündung des mächtigen Columbia River. Eine schöne Bucht bekam den Namen “Dead Mans Cove”, weil wohl immer wieder tote Seeleute da angespült wurden. Zwei Leuchttürme auf den Klippen konnten wohl nicht alle Unglücke verhindern.

Kite Festival in Longbeach

Massendrachensteigen

Dead Mans Cove

North Head Lighthouse

Samstag ist es nur ein kurzes Stück Weg bis zur Astoria-Megler-Bridge, die mit 4 km Länge den Columbia River überspannt Auf der anderen Seite Astoria, Oregon. Die hübsche Stadt mit sehenswerten Gebäuden wie das Flavel House. Am kleinen Hafen liegen fotogen einige Schiffe und vom Coxcomb Hill samt rundum bemalten Aussichtsturm hat man eine schöne Sicht auf die Landschaft ringsum. Auf dem weiteren Weg nach Süden stehe ich bald im sehr zäh fließenden Verkehr. Die Erklärung folgt in Seaside. Die Kleinstadt komplett überfüllt mit abwaschbar bunt bemalten Autos. Dazwischen einige Läufer. Wie ich herausfinde endet hier und heute der HTC (Hood to Coast) Staffellauf, bei dem Teams die 180 km Distanz (Luftlinie!) rennend zurücklegen. Hut ab vor der Leistung. Es trübt sich dann leider ein, womit der hier sehr lange und breite Strand an Eindruck verliert. Tags darauf zum südlich gelegenen Ecola State Park. Das bergige Kliff erhebt sich steil 200 m über dem Meer, was heute reicht um es komplett im Nebel versinken zu lassen. Das bleibt so praktisch den ganzen Tag. Sehr schade, aber bei 100 Nebeltagen im Jahr muss man in der Region damit rechnen. Den Nachmittag verbringe ich am Strand von Cannon Beach, seines Zeichens ein Ressort der Reichen und Schönen. Wieder ein toller Strand der bei dem grauen Licht leider nicht sein ganzes Potenzial zeigt.

normale Gespanngröße/-länge

zwei eher seltene Fahrzeuge

Astoria-Megler-Bridge

am Hafen von Astoria

Der Montag beginnt so trüb wie der Sonntag endete. Südlich von Cannon Beach vertreibe ich mir die Zeit an der und um die Smuggler Cove. Ein schöne Bucht, umgeben von dichtem Wald mit einigen imposanten Bäumen. Am Nachmittag reißt es auf und ich laufe zur Devil’s Cauldron, eine Bucht mit senkrechten Felswänden. Später dann hinauf auf den Neahkahnie Mountain, von dessen 500 m hohen Gipfel reicht der Blick weit die Küste entlang. Gerade rechtzeitig erreiche ich Tillamook, wo an der Blue Heron French Cheese Company wir Camper gern gesehene Gäste sind. Kostenlos darf man da nach dem Check-in auf der großen Wiese nebenan übernachten, was heute um die 20 Fahrzeuge aller Art tun. Auf dem Gelände stehen wie im Museum alte Vehikel und Erntegeräte herum, das Streichelgehege mit Lama und Co. ist wohl eher was für Kinder. Am nächsten Morgen gleich zur Tillamook Cheese Factory, wo seit Beginn des 20. Jh. Käse und Milchprodukte hergestellt werden. Inzwischen ist sie die größte (Käse) Fabrik des Landes und produziert pro Tag 80 Tonnen! Der Markenname taucht in praktisch jedem Supermarkt auf, wenngleich das leicht gummiartige Produkt ohne viel Eigengeschmack nicht mein Favorit ist. Hier und heute kann ich mir die gläserne Produktion anschauen und einige Sorten probieren. Danach folge ich auf der 6 dem Wilson River nach Osten. Die Strecke führt komplett durch dichten Wald bis sich die Landschaft mit der Ebene und den ersten Vororten von Portland öffnet.

Blick vom Neahkahnie Mountain

 Devil’s Cauldron

Tillamook Cheese Factory mit Blick in die gläserne Produktion

Mittwoch steht Portland auf dem Programm. Ich parke etwas außerhalb im sehr hügeligen Washington Park, der grünen Lunge der Stadt. Um das Hoyt Arboretum sind Pfade zu den jeweiligen Baumtypen angelegt. Etwas weiter bergab dann der Rose Test Garden. Ich bin kein Blumenfanatiker, aber der beeindruckt mich sehr. 600 verschiedene Rosenarten stehen auf den kleinen Feldern. Da sind alle Farben wie Formen dabei und verleiten zu vielen Fotos, wenngleich die absolute Blütezeit schon ein Stück überschritten ist. Später dann aufs Rad und rein ins Zentrum von Portland. Oh je, wohl selten lag die Wertung im Lonely Planet so weit daneben wie hier. Als sehenswert und äußerst interessant beschrieben finde ich kaum Motive zum Fotografieren. Die Plätze eher unscheinbar, die Architektur kaum erwähnenswert, das Wahrzeichen der Stadt, Portlandia, von Baumkronen teils verdeckt und überall Obdachlose, Gestrandete und Drogenabhängige. In weniger als einer Stunde bin ich da durch und radle lieber noch etwas durch den Washington Park. Die Atmosphäre ist so mies das ich weiter fahre und in Vancouver übernachte.

Portland Rose Test Garden

tolle Fotomotive

Pioneer Courthouse Square

19. Woche vom 31. August bis 6. September 2023
Donnerstag bleibe ich vorerst in Vancouver, nicht zu verwechseln mit dem in Kanada. Das Wetter druckst herum, da warte ich mit dem nächsten Ziel lieber bis morgen. Als der Regen aufhört, Niesel wäre der passendere Ausdruck, ein Spaziergang zum nahen Fort. Am Nachmittag rechtzeitig vor der Rush Hour durch das dichte Siedlungsgebiet bis nach Troutdale fahren, wo am nächsten Morgen meine Tour durch die Columbia River Gorge beginnt. Der breite Fluss hat sich mittels viel Schmelzwasser durch hohe Lavaschichten gekämpft und darin eine herrliche Schlucht hinterlassen. Die Zuflüsse waren weniger erfolgreich, so das sie nun als zahlreiche Wasserfälle zum Columbia streben. Ein erster Ausblick vom Crown Point, danach schlängelt sich der wenig befahrene alte Highway 30 oberhalb der Interstate entlang. Mit kurzen Spaziergängen erreiche ich die Latourell, Coopey und Bridal Veil Falls. Alle schön, alle anders. Danach eine etwas anstrengendere Wanderung hinauf zu Angels Rest mit tollem Panoramablick über die Columbia River Gorge. Weiter zum Wahkeena Falls und von da in einer Schleife “hinten herum” zu einer Serie von Wasserfällen bis zum Prunkstück, dem Multnomah Falls. Genial wie der in zwei Stufen zu Tale braust, noch dazu mit der Fußgängerbrücke dazwischen. Hier halten jährlich 2.000.000 Leute, weshalb für das Parken an der Interstate nun vorab gebuchte Zeittickets notwendig sind. Auf meiner Nebenstrecke bleibe ich davon verschont. Etwas weiter liegt die wohl sehr schöne Oneonta Schlucht, wegen Sturmschäden seit 2017 geschlossen. Man wartet nun auf einen weiteren Sturm der das viele blockierende Totholz hoffentlich zu Tale befördert. Das kann auch noch 20 Jahre dauern... Nach weiteren Wasserfällen halte ich am Ainsworth State Park. Der hat immerhin ein paar Walk-in Plätze für Zelte frei, so schlafe ich mal nicht im Camper.

Latourell Falls

Bridal Veil Falls

Wahkeena Falls

Fairy Falls

Wiesendanger Falls

Multnomah Falls

Nach einer recht erholsamen Nacht im Zelt geht die Tour am Columbia River weiter. Zuerst zu den Elowah Falls. Nett, aber als ehemaliges Waldbrandgebiet bremsen die nackten, rußgeschwärzten Baumstämme die Euphorie. 5 km weiter ein ungeplanter Abstecher nach Bonneville. Zwischen zwei Inseln im Fluss stauen drei Dämme den Columbia River. Im Visitor Center der Einblick in Bau und Geschichte, dazu die Technik im riesigen Generatorenraum. Nebenan eine sehr lange und breite Fischleiter, wobei einige Fenster im Keller den Blick unter Wasser gestatten. Da schwimmen viele richtig dicke Brocken vorbei, meist Lachse. Es gibt sogar jemand der diese nach Arten unterteilt zählt. Kann man den Zahlen trauen? Egal, die grobe Richtung wird stimmen Weiter zum Eagle Creek, wo wie befürchtet viel los ist und ein Parkplatz erst nach einer Weile frei wird. Die Wanderung zum Devils Punchbowl kaum erwähnenswert, da habe ich gestern viel besseres gesehen. Deswegen breche ich ab, lasse den Rest vom Tal sausen und fahre lieber über die mautpflichtige Brücke in Cascade Locks zum anderen Flussufer. Ziel ist der Beacon Rock, ein einzelner Lavakegel, kaum erodiert. 52 enge Kehren führen steil rauf und ermöglichen einen tollen Ausblick auf den Fluss. Den ziemlich warmen Tag mit über 30°C beende ich dann auf einem ruhigen Schotterplatz am Stadtrand von Stevenson

*Panorama Angels Rest

Bonneville Damm, Generatoren

der Beacon Rock

Aussicht vom Gipfel

Sonntag biege ich in Carson nach Norden ab und folge der wenig befahrenen Wind River Road in die Wildnis. 70 km schlängelt sich die Strasse durch Flusstäler, nur selten sind Häuser zu sehen. Bei Northwoods erfahre ich im Visitor Center das die NF 25 nach Norden gesperrt ist, weil vor Monaten die Strasse teils weggespült wurde. Mist, das war die geplante Strecke. Umfahren? Westlich auf guter Strasse, leider mit nerviger Interstate, 240 km Umweg. Östlich sind es 90 km, aber auf wohl teils miesen Schotterstrecken. Das werde ich morgen spontan entscheiden. Heute drücken Wolken herein und außer dem Spaziergang am Lewis River wird nicht viel. Montag ein Ausflug zur Ape Cave, 10 km südlich vom Mount Saint Helens. Die Höhle ein Lavatunnel, bei dem die Decke erstarrte während im Inneren die Lava weiter floss. So was sah ich schon mal in Island. Hier ist die Höhle fast 3 km lang. Teilweise sieht sie aus wie vom Mensch erschaffen mit ebenmäßigem Boden und Wänden, teils sind Stücke der Decke heruntergebrochen und man muss im Schein der Kopflampe über Felsen klettern und sich durch Spalte zwängen. Ein echtes Abenteuer in absoluter Dunkelheit, bei dem ich erst gegen Ende andere Leute treffe. Auch draußen ist was zu sehen: runde Löcher im Boden/Fels, ein bis zwei Meter tief. Da standen Bäume, beim Vulkanausbruch von Lava umschlossen und dann langsam verbrannt, während die Lava erstarrte. Echt kurios. Ich nehme dann die Ostumfahrung in Angriff. 20 km davon sind

Ape Cave, ein Lavatunnel

echt heftig und der Camper schüttelt und rüttelt nur so. Auch davor und danach ist Vorsicht geboten, denn der Asphalt hat sich in Stücken gesenkt oder zu starken Bodenwellen verformt. Da komme ich nur langsam voran. Was für eine Erleichterung endlich den Iron Creek zu erreichen. Verkehr herrscht hier gar keiner und problemlos findet sich ein guter Stellplatz im Wald. Dienstag beginnt der Tag im Wald trüb und duster. Sollte der ganze Aufwand umsonst gewesen sein? Nach dem Frühstück

Klettereinlage unter Tage

erste blaue Lücken in der Wolkendecke, also auf der FS 99 zum Mount Saint Helens. Langsam und kurvenreich windet sich die Strasse hoch. Erste Aussichtspunkte zeigen das der Himmel aufreißt und den Blick auf den Vulkan frei gibt. Genial! 1980 ist der Mount Saint Helens spektakulär ausgebrochen und hat dabei 300 m seines Gipfels weg gesprengt. Die riesigen Auswirkungen sind deutlich sichtbar. Ein pyroklastischer Strom hat Bäume bis in 30 km Entfernung komplett umgemäht und der Hangrutsch drückte das Wasser im Spirit Lake 100 m die nächsten Berge hinauf. Beim Rückfluss riss das Wasser die entwurzelten Bäume mit, von denen heute noch tausende im See schwimmen. Echt krass! Den besten Überblick bietet die Windy Ridge, wobei ich auch noch zum Ufer des Spirit Lake und am Vulkan zum Loowit Falls laufe. Was für eine außergewöhnliche Landschaft. Erste Pflanzen besiedeln nun wieder die kargen Böden, die Natur braucht eben nur Zeit, viel Zeit. Den Abend genieße ich vom Smith Creek aus mit dem Blick auf die Vulkane Adams, Hood und Saint Helens. Was für ein toller Tag mit sagenhaften Eindrücken.

*Panorama Mount St. Helens

Spirit Lake

43 jähriges Totholz im See

der Mount Saint Helens

Mittwoch verlasse ich den Mount Saint Helens und nehme die abenteuerlich schlechte NF 25 bis Randle. Von da sind es 25 km Luftlinie zum nächsten Ziel, doch auf der Straße ganze 80 km. Glücklicherweise nehme ich den westlichen Bogen, sonst hätte es dann am östlichen Eingang zum Mount Rainier NP ein langes Gesicht gegeben: die Canyon Road dort ist wegen Felssturz gesperrt. Unterwegs ein Halt in Elbe. Das Dorf mit schöner Minikirche und einem Hotel/Motel, in dem man in ausrangierten Loks und Waggons der Eisenbahn schläft. Bei Ashford finde ich kurz vor dem Nationalpark im Wald einen guten Platz für die Nacht.

20. Woche vom 7. bis 13. September 2023
Donnerstag beginnt der Tag trüb und grau, aber das hält mich nicht davon ab in den Mount Rainier Nationalpark zu fahren. Bei recht kühler Temperatur lasse ich mir Zeit und checke Mittag im Cougar Rock Campground ein. Später die geplante Radtour. Leider halten sich die Wolken am 4.392 m hohen Gipfel und geben keinen Blick auf den majestätischen Berg frei. Übrigens ist das häufig der Fall, klare Tage sind in seiner Umgebung selten. Trotzdem eine schöne Tour mit Pausen an Aussichtspunkten und Wasserfällen bis rauf zu den Paradise Meadows. Freitag das selbe Spiel: Morgennebel. Ich schnüre die Wanderschuhe und starte um neun. Bald verschwindet der Nebel komplett und es wird ein gigantisch schöner Tag in den Bergen. Vorbei am Nirada Wasserfall erklimme ich als fast einziger den schwierigen Pinnacle Peak. Das letzte Stück zum 2.000 m hohen Gipfel erfordert echte Kletterei an einer fast senkrechten Felswand. Lohn der Mühe: freier Blick auf den Mount Rainier in seiner ganzen Pracht. Genial! Nach dem Abstieg zu den Reflection Lakes mit Spiegelbild und zu den Paradise Meadows, wo erwartungsgemäß viele Leute unterwegs sind. Das Postkartenmotiv vom Myrtle Falls ist Pflicht, der erneute Aufstieg bis zum 2.150 m hohen Panorama Point meine Kür. Schön wie sich der steile Pfad über farbige Bergwiesen in die karge Landschaft unterhalb der Gletscher hinauf windet. Den tollen Tag beende ich wieder im stillen Wald bei Ashford.

der 4.392 m hohe Mt. Rainier

auf den Paradise Meadows

 Nirada Falls

Panorama Point

 Myrtle Falls

Samstag zeitig aus dem Bett und gleich los fahren. Die Frühstückspause hinter Elbe am Alder Lake. Der Stausee mit niedrigem Wasserspiegel, so das alte Baumstümpfe eine coole Geisterlandschaft bilden. 40 km später beginnt mit Vororten der Großraum Seattle. Ich fülle Vorräte wie auch Wasser auf und mache eine lange Pause in einem schönen Park am Lake Washington. Kurz darauf zwingt eine Umleitung alle von der I-405. Trotz Wochenende herrscht viel Verkehr, der sich über Ampeln nur quälend langsam vorwärts bewegt. So braucht es Stunden bis zum Stadtteil Robinswood, wo ich in einer ruhigen Seitenstrasse die Nacht verbringe. Sonntag recht früh aufstehen und zum Evergreen Point Park & Ride fahren. Dort lasse ich den Camper stehen und nehme das Rad um Seattle zu erkunden. Die lange Floating Bridge führt zum Stadtzentrum, von dem wegen der hügeligen Landschaft bisher kaum was zu sehen ist, nicht mal die “Space Needle”. Sonntag Vormittag in Downtown Seattle, das ist eine ziemlich entspannte Angelegenheit. Wenig Verkehr und die Leute in Wochenendstimmung. An und auf den öffentlichen Plätzen wieder zahlreiche Obdachlose, woran habe ich mich inzwischen fast schon gewöhnt habe. Am Wasser steht so manch schönes Pier, dahinter führen die Strassen steil hinauf. Viel Trubel am Public Market Place mit seinen lautstarken Fischverkäufern. Ums Eck die “Gum Wall”. Seit 35 Jahren kleben wartende Theaterbesucher ihre gebrauchten Kaugummis an die Wand. Mehrfach von der Stadt gereinigt, zählt die nun dick überzogene Wand zu einer, wenn auch für manchen widerlichen, Attraktion. Außerdem erwähnenswert: Der Olympic Sculpture Park, das Museum of Pop Art und der Fernsehturm “Space Needle” mit seinem Park, in dem neben Livekonzerten auch vieles andere geboten wird. Nach dem langen Tag in der Großstadt finde ich in Kirkland Ruhe.

Museum of Pop Art

 Seattle’s Wahrzeichen: Space Needle

Pier 57 mit Risenrad

die Kaugummiwand

Ruhiger Start in die Woche. Der Tag beginnt kühl bei der Fahrt nach Norden. Dem hektischen Verkehr gehe ich auf dem State Highway 9 gut aus dem Weg und komme bis Arlington. Dienstag taucht bald eine bekannte Gegend auf, hier kam ich Anfang August durch. In Mount Vernon zum Waschsalon, der bisher beste und sauberste in den USA. Den Rest des Tages verbringe ich am Clear Lake, auch der ist mir bekannt. Tags darauf auf der 20 nach Osten bis Marblemount und dort aufs Rad umsteigen. Es geht hinein in die North Cascades, wobei die Strecke am Skagit River nur langsam an Höhe gewinnt. Erst kurz vor dem Ziel werden die Steigungen knackig und die Aussichten spektakulär. Nachdem Anfang August wegen Waldbrand nichts vom Diablo Lake zu sehen war, wollte ich eine zweite Chance. Das klappt und der intensiv türkisfarbene See erstrahlt malerisch zwischen den Bergen. Die Wanderwege sind noch immer gesperrt, was fast klar war. Nach der Radtour finde ich im Wald bei Rockport einen recht guten Stellplatz.

21. Woche vom 14. bis 20. September 2023
Donnerstag nehme ich in der Nähe von Rockport den Sauk Mountain zu Fuß in Angriff. Die ersten 13 km durch dichten Wald auf einer Forststraße. An deren Ende ein kleiner Parkplatz. Nun sind es “nur” noch 300 Höhenmeter bis nach oben, wobei sich der Pfad auf steilem Wiesenhang in Serpentinen nach oben schwingt. Die Aussicht vom ersten Gipfel ist gut, doch weitere kleine Gipfel beschränken ihn. Also etwas klettern, was mir ja Spaß macht, und zu einem Punkt kommen wo sich das ganze Panorama von Mount Baker über Mount Shuksan bis in die North Cascades entfaltet. Herrlich. Von den wenigen Wanderern traut sich keiner mir zu folgen. Bergab komme ich mit einigen davon ins Gespräch. Pete und seine Frau holen mich später mit dem Auto ein, ich war der einzige der die ganzen 1.700 m Höhendifferenz zu Fuß absolviert hat, bieten mir die Fahrt nach unten an und laden mich zu sich nach Nashville, Tennessee ein. Ein toller Tag und coole Leute, mehr brauche ich nicht.

Diablo Lake ohne Rauch

dunstiges Skagit Tal

Blick vom Sauk Mountain

*Panormama vom Gipfel

Freitag werden bei tollem Sonnenschein wieder 30°C. Ich bewältige den nächsten fahrtechnischen Bogen um die Berge. Erst auf der nun schon mehrfach genutzten Strecke nach Sedro-Woolley, dort nach Norden abbiegen und bei Kendall der erneute Schwenk nach Osten. Hinter Glacier gibt es einige gute Stellen an denen man im Wald frei campen kann. Am nächsten Morgen

Mount Baker

setze ich mich aufs Rad und folge dem Mount Baker Highway bis ganz nach oben. Tolles Wetter und Wochenende, da ist auf der Strecke gut was los, wobei fast alle mit dem Auto da sind. Die parken dann aus Notwendigkeit schon einige Kilometer vor dem Ende auf beiden Straßenseiten. Ich kann problemlos bis zum Artist Point radeln, doch für einen tollen Blick auf die Berge braucht es noch einige Meter zu Fuß. Das sich die Mühe lohnt zeigen hoffentlich die Fotos. Sonntag Vormittag ist der

Mount Shuksan

Baker Highway für einen Event teils gesperrt, da hat mein Zeitplan also perfekt gepasst. Ich lasse mir an diesem sonnigen Tag Zeit und fahre gemütlich 40 km bis Sumas. Beim Mittag frische Sachen aufbrauchen, die darf man nämlich nicht nach Kanada einführen. An der Grenze stellt mir ein junger Beamte nur einige Fragen, keine Zollkontrolle, keine Declaration Card, schon bin ich im Land. Warum Kanada? Ende Oktober läuft mein Visum für die USA aus und ich hoffe nach zwei Wochen Ausland auf ein neues für weitere sechs Monate. Für Kanada existiert kein großer Plan. Ich war 2006 ein halbes Jahr hier und will diesmal nur in den grenznahen Bergen bleiben. In Abbotsford bei der Scotiabank gebührenfrei Bargeld beziehen und einkaufen, bekanntlich ist der Kühlschrank leer. Die Lebensmittelpreise sind so hoch wie in den USA. Darüber hinaus macht Kanada von Anfang an keinen guten Eindruck und ist meilenweit von dem Land meiner Erinnerung entfernt. Zahlreiche Obdachlose und Drogenabhängige, das Visitor Center längst geschlossen, der Rastplatz voller alte Trailer und Zelte, öffentliche Sanitäranlagen selten oder gesperrt. 30 km weiter in Chilliwack ist es ähnlich, aber ich finde mit Mühe einen Übernachtungsplatz. Montag in Chilliwack einkaufen und planen. Die Wettervorhersage durchwachsen, was in den Bergen schwierig ist. Am Nachmittag im Stadtteil Vedder mit schönem Park auf dem Vedder Mountain spazieren. Dienstag regnet es, also in Vedder bleiben und an der Homepage arbeiten, die einige Wochen im Rückstand ist. Tags darauf kommt die Sonne raus. Auf dem Trans-Canada Highway nach Osten mit Halt am Bridal Veil Falls. Dann zum Cheam Wetlands Regional Park, wo viele Vögel an und auf dem ruhigen Seen mit Schilfgürtel leben. Am Nachmittag kurz vor Hope ins Skagit Valley abbiegen. Die Campingspots da im Wald waren wohl mal gut, nun sind sie vermüllt, dreckig und überall stehen abgewrackte Wohnmobile. Man könnte fast vom Slum von Hope reden. Unter den Umständen einen guten Platz für die Nacht zu finden erweist sich als schwierig.

22. Woche vom 21. bis 27. September 2023
Neuer Tag, neues Glück. Nach einer klaren und kalten Nacht scheint die Sonne kräftig vom Himmel. Ich mache die Umgebung von Hope unsicher. Zuerst der Tacker Mountain mit schöner Aussicht auf Hope und die umliegenden Täler. Dann eigentlich der Schkam Mountain, jedoch ist der Parkplatz wie später am Devil Lake abgelegen und voller Autowracks. Da habe ich kein gutes Bauchgefühl und plane um. Auf dem Kettle Valley Rail Trail durch die sehenswerte Schlucht des Coquihalla River zu den Othello Tunnels. Die sind zwar per Tor gesperrt, wohl seit Jahren wegen Unwetterschäden, doch das hält mich nicht auf. Dafür ist die Schlucht zwischen den Tunneln einfach zu sehenswert. Am Abend ein Spaziergang durch Hope, wie die Umgebung Drehort des ersten “Rambo” Films. Damit wird noch heute Werbung betrieben, zum 40. Jubiläum des Films gab es sogar ein großes Fest.

der Ort Hope

 nordischer Regenwald

Coquihalla Schlucht

Erinnerung an alte Zeiten

Freitag beginnt der Tag wie vorhergesagt sonnig. Ich verlasse Hope auf dem Crowsnest Highway und parke 20 km weiter am E.C.Manning Provincial Park. Dort mit Wanderschuhen den Mount Outram erstürmen. Lange führt der Pfad durch dichten Wald und ich sammle viele Höhenmeter. Als sich endlich Ausblicke eröffnen ziehen leider schon erste Wolken herein. Die werden, bis ich auf dem 2.457 m hohen Gipfel stehe, dichter und schmälern die wohl recht atemberaubende Sicht auf die Bergwelt ringsum. Trotzdem schön, obwohl der Wind mir kalt um die Ohren pfeift. Zurück am Auto ist der Tag weit fortgeschritten. Am Samstag ziehen Schauer durch und ich komme nur zu kurzen Spaziergängen am Similkameen Canyon und Lightning Lake. Bei dem kalten Wind macht es wenig Spaß im Freien. Nachmittag keine Besserung, also durch dichte Wälder 70 km weiter bis Princeton fahren. Nette Kleinstadt, es ist wärmer und trocken. Etwas außerhalb wird der Campingplatz am Martin Lake mein nächstes Lager.

am Mount Outram

Aussicht vom Gipfel des Mount Outram

Martin Lake

Sonntag bei viel Sonne auf dem Crowsnest Highway östlich. Lange Pause im Bromley Rock Provincial Park, wo der Similkameen River von sehenswerten Felsen und Sandstrand begrenzt wird. Dann nach Keremos. Die Gegend trocken, abgesehen von vielen bewässerten Plantagen mit aller Art von Obst und Gemüse. Deshalb ziert auch ein Fruchtstand neben dem anderen die Strasse und die Leute lassen sich was einfallen um markant im Gedächtnis zu bleiben. Der nächste Halt ist Kaleden, ein kleiner Flecken am Skaha Lake. Entspannte Atmosphäre und eine schöne Wasserfront. Da bleibt man gern, vor allem als ich den ruhigen Platz oberhalb der Schule mit Blick auf die Gegend entdecke. Montag Morgen bin ich schnell in Penticton, schön zwischen zwei Seen gelegen. Das Wetter erneut regnerisch, Petrus verwöhnt mich in Kanada nicht besonders. Tags darauf bleibt es wenigstens trocken. Stadtbummel, einen Waschsalon nutzen und bereits anfangen die nächsten Ziele in den USA abzustecken. Abends ein langer Spaziergang zum Japanischen Garten und am Ufer des Okanagan Lake entlang, wo ein alter Raddampfer, die Sicamous, auf dem Trocknen liegt. Mittwoch bleibt das Aprilwetter. Ich kaufe ein und sitze lange in einem Center, nutze das WLAN und bummle durch die Läden. Die Nacht verbringe ich an dem bekannten Platz in Kaleden.

am Similkameen River

die Red Bridge

Fruchtstand in Keremos

am Okanagan Lake

Nach fünf Monaten Reise ist diese Seite bis zum Rand mit Fotos und Abenteuern gefüllt.
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